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Wir und das Stillen

Ich habs ja schon im letzten Post angedeutet: beim Stillen hatten wir keinen guten Start. Und um das Ende gleich vorweg zu nehmen: Gestern, nach 3,5 Wochen ist das Thema auch leider beendet, nicht ohne Tränen, aber dennoch.

Unser Teufelskreis begann, nachdem die Schwestern festgestellt hatten, dass der kleine Spatz doch recht gelb geworden sei. Gut, er war nicht quietschegelb, aber doch mehr als gut. Das war nicht weiter überraschend, das käme bei  Vakuumentbindungen oft vor, denn durch die Saugglocke würde sich ja am Kopf ein Bluterguss bilden. Zusätzlich hatten wir ja die „Löcher“ von dem CTG, das ja wegen meines Übergewichts am Babykopf festgezwickt werden musste  (und ich schwöre: ich hab mich im Leben für mein Gewicht noch nie so sehr dafür gehasst, geschämt und drüber geärgert wie in DIESEM Moment, wo mein Baby wegen mir zusätzlich leiden musste,….). Auf jeden Fall war da einiges „abzuarbeiten“ für den kleinen Babykörper, und dazu braucht er: Sonnenlicht und Eiweiß. Ersteres haben wir natürlich versucht zu nützen, aber zweiteres war total Mangelware. Ich hatte zwar Vormilch, er hat es auch relativ ausdauernd an der Brust ausgehalten, aaaber er war relativ schlapp und matt, und sein Saugverhalten daher eher faul. Wenn er gesaugt hat, dann hat er zwar alles richtig gemacht, aber nach 2, 3 Bewegungen war wieder Ende und er kurz vorm Einschlafen. Insofern wars jedes Mal ein Kampf, ihn am Trinken zu halten, und ständigs Kitzeln, Kneifen und Stubsen notwendig.

Nach kurzer Zeit war sein Bilirubin-Wert gestiegen. Durch die wenige Milch hatte er für den Abbau eben nicht genug Eiweiß im Körper, und so wurden wir obwohl wir gerade erst bei der -7% Gewichtsmarke angekommen waren, sehr gedrängt zuzufüttern. Es wäre das „kleinere Übel“, denn wenn er unter die Lampe muss, dann wird das für uns beide viel stressreicher. Ich wollte mich dagegen sträuben, aber die Argumente waren so vernünftig und schlagkräftig, sodass ich nach einigem Heulen nachgegeben hab. Zu dem Zeitpunkt war ich auch selber voll im Arschloch-Hormone-Modus angekommen, und die zusätzliche Belastung durch familiäre Ereignisse tat ihr Übriges. Meine Nachsorge-Hebamme meinte später, dass hier einfach zu viel zusammen kam, und der Körper eben nicht auf Knopfdruck tut was man will: eine ordentliche Portion Stress kann so einen Milcheinschuss schonmal aushebeln, bzw. den nötigen Hormonen einen Leberhaken verpassen. Dazu kam auch, dass er ja auch nicht wirklich produktiv trinken konnte/wollte, und so hat sich die Spirale abwärts gedreht. Aber immerhin – durchs Zufüttern war sein Biliwert in kurzer Zeit besser und wir durften endlich nach Hause. Ich hatte zumindest ein Fizzelchen Hoffnung, dass daheim endlich Milch käme, wenn zumindest der Krankenhausstress wegfällt.

Außerdem war hier ja auch meine Nachsorgehebamme, mit der ich mich von Anfang an super verstanden hatte, weil sie mit ihren Einstellungen und Meinungen total auf meiner Wellenlänge ist. Eine recht bodenständige Frau, die nicht viel von überkandidelter Panik hält, es nicht für notwendig befindet, die Katzen ausm Schlafzimmer zu befördern wenn wir dabei sind, ausgiebig die Nonomo bewundert und gelobt hat (sie hatte auch eine Hängematte für ihre 3 Söhne, aber die hier sei ja richtig toll!), uns nach 3 schlaflosen Nächten das schlechte Gewissen, weil wir dann den Kleinen zu uns ins Bett genommen hatten, ausredete (sie hatte in den 20 Jahren noch kein Baby, das von den Eltern im Bett erdrückt wurde, und ob wir uns schon mal auf die schlafenden (Baby)Katzen gelegt hätten?).. und außerdem war sie entschlossen, nichts unversucht zu lassen, das Stillen doch noch in Gang zu kriegen.

Wir haben wirklich viel versucht: ordentlich essen, mit vielen Dinkelprodukten, Eiweiß, Fisch, Nüssen, und bloß nicht zu fettarm, zusätzlich Vitamin B-Nahrungsergänzungen (auf die kam ich, als sie sagte dass selbiges so wichtig sei; hatte sie eh daheim, aber in der Situation selbst ists mir nicht mehr in den Sinn gekommen), Karamalz trinken, aktivierter Bockshornklee, viel Schlaf, häufiges Anlegen, Brüste massieren, abpumpen wenn er nicht ordentlich trinken will und dann eben so nachfüttern, Fencheltee, etc… Wir haben noch mal unser Anlege- und Trinkverhalten genau beobachten lassen, alles fehlerfrei. Nur für rechts war klar, dass es für uns dank meiner Brust-Form einfacher ist nur in „Footballhaltung“ zu stillen, weil er so besser Luft kriegt und nicht dazwischen abdockt, aber einmal korrigiert lief auch das gut. Auch in der Mama-Gemeinschaft hier hab ich viel Unterstützung bekommen, wurde ermutigt, und las Sätze wie „zufüttern ist nicht der Anfang vom Abstillen“, was mich sehr beruhigte. Wir haben ein paar Tage mit fast gar nicht zufüttern probiert, mit viel Hungergeschrei auf seiner und viel Geheule auf meiner Seite (das hat mir SO weh getan, mein Baby schreit vor Hunger und Frust die leere Brust an *heul* mit Blähungsschmerzengeschrei komm ich klar, aber das hat mir echt den Nerv gezogen!), damit verbundener leichter Abnahme, dann mit mäßig zufüttern (30ml im Schnitt) und mäßiger Gewichtszunahme, sodass wir uns wieder dem Geburtsgewicht nähern konnten.

Schließlich waren wir dann nach 3,5 Wochen an einem Punkt, wo wir beide wirklich nicht mehr wollten: ich war wirklich gestresst davon, stundenlang täglich zu stillen, zuzufüttern UND dann abzupumpen, es ging auch wirklich einfach viel Zeit drauf. Bei etwa 10 Mahlzeiten, wo das Stillen schon mal alleine eine Stunde dauert (für 20 Soll-Minuten je Seite braucht er dank Einschlafen eben sehr lange), dann nochmal an der Pumpe,  Fläschen füttern, auskochen… ich hatte es einfach tierisch satt, so ums leidige Thema Füttern zu kreisen, und trotzdem nur Misserfolge zu verbuchen, denn: mehr als etwa 30ml konnte er von mir nicht abzapfen, und Nachpumpen brachte auch maximalst noch 10 raus, also viel zu wenig für die 4. Woche, selbst mit den 30-40ml Premilch im Anschluss. Auch dem Kleinen gings nicht mehr gut damit, das hat die Hebamme sofort gesehen als sie ihn angeschaut hat, er hätte einen sehr unzufriedenen Gesichtsausdruck (im Vergleich zum entspannten Grinsebaby, das sie auch schon gesehen hatte) – die Heulfalten waren auf der Stirn auch im Ruhezustand schon dauerhaft zu sehen (willkommen im Club der Rabenmütter *schluchz*). Auch das Gewicht blieb mehr oder weniger stehen, 20g mehr in 3 Tagen, und das obwohl sein Köpfchen deutlich am Wachsen war.

Ihre Diagnose hätte ich dann letzten Freitag aber fast nicht mehr gebraucht: ich WOLLTE so nicht weitermachen. Nicht hauptsächlich, weil es mir zu viel Arbeit oder zu viel Stress war, ich wollte ihn einfach nie nie nie wieder so verzweifelt und hungrig meine Brust anschreien sehen, die fast 4 Wochen hatten mir mhr als gereicht. Ich hab das auch der Hebamme gesagt, und sie meinte, dass das eine gute Entscheidung sei, sie hatte ja auch schon die Woche zuvor gesagt dass es nicht so aussieht als könnte ich vollstillen, und nun gehts darum einen für uns vertretbaren Modus zu finden. Jeder sei in Ordnung, der uns glücklich macht.

Wir machens also nun so: er bekommt so oft und so viel  Fläschchen wie er will und braucht (aktuell 60-80ml je Mahlzeit), wird davor aber angelegt (aber auch nur solange er schluckt, das sind so 5-10 Minuten). Wenn ich den Eindruck hab, dass da mal keine Milch ist, weil zB die letzte Mahlzeit erst 1,5 Stunden her ist, dann kann ichs auch ausfallen lassen, meist brauch ichs aber doch weil ich sonst schnell „undicht“ werde. Mit der Zeit werden wir uns so wahrscheinlich sanft abstillen, das ist auch ok, und bis dahin hat er wenigstens das bisschen Muttermilch, das da eben ist, und das sei besser als gar nix.

Ich muss sagen: nachdem mir der Entschluss SEHR schwer fiel, nun offiziell aufzugeben, geht es mir bedeutend besser, nun da die Entscheidungsphase vorbei ist. Wir haben viel weniger Fütter- und Stresszeit je Tag, viel weniger Geweine, ein viel glücklicheres Baby, und viel mehr Zeit für *anderes*.. Auch wenn er nun viel mehr spuckt (ich denke sein Minimagen muss sich erst mal dran gewöhnen nun AUFgefüllt zu werden) hab ich den Eindruck dass es ihm deutlich besser geht, er grinst wieder und schläft schneller ein und ruhiger.

Klar, es ist nicht optimal, und ich muss verdauen, dass es nicht nach meinem Kopf gehen konnte, aber.. ich glaube, in ein paar Jahren werden wirs rückblickend als richtig empfinden. Ich hab auch nicht das Gefühl, zu früh aufgegeben zu haben oder nicht alles versucht zu haben, bin nur ein wenig frustriert dass mich mein Körper da quasi im Stich lässt, aber die Hebamme meinte, dass ein *solches* Stillproblem auch oft nur beim ersten Baby passiert, und die nachfolgenden dann trotzdem normal gestillt werden können. Also, vielleicht beim nächsten Baby dann… ? 😉

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Auf bald,
Hummelchen

11 Kommentare zu „Wir und das Stillen

  1. Ich finde deine Entscheidung gut. Du hast es versucht und wenn es so nicht klappt, dann ist das eben so. Ich hab nur für die Rückbildung abgepumpt und fand das schon furchtbar. Mehrmals am Tag abzupumpen und dann dieses ganze hin und her, ist doch schrecklich. Das kann man im Wochenbett absolut nicht gebrauchen.
    Und wenn du es ganz lässt mit dem Stillen fänd ich das auch absolut verständlich.

    Und selbst das bisschen Muttermilch was er getrunken hat, hat ja schon ne Menge Abwehrkräfte und all das gute Zeug.

    Mach dir keine Vorwürfe. Kuschel deinen kleinen süßen Sohn und (achtung, der böse böse Spruch) genieß diese Zeit. Je stressfreier, desto besser!

  2. hast du zufällig ne mailadresse? ich denke fast, die einträge hätte ich geschrieben, ganz genau so gings mir auch… mein kleiner ist jetzt 3,5 monate alt, macht grad die erste erkältung durch und ich dachte, du hast vll lust auf austausch?
    Liebe grüße, susi

  3. schön das ihr jetzt einen weg gefunden habt und ich denke so ist es auch gut. ein glückliches baby ist schöner als ein unzufriedenes baby.
    ich sags immer wieder auch flaschen kinder werden groß und lukas hatte bis er 8 monate alt war keine erkältung und nix.
    geniest due ruhige zeit, ich wünsche sie mir grade manchmal zurück (es wird sich überall hochgezogen und nix mehr ist sicher vor dem kleinen rabaucken)

  4. Ich glaube es ist gut, dass du eine Entscheidung für euch getroffen hast – egal wie sie aussieht. Und weniger Stress und mehr Zufriedenheit wird euch gut tun.
    (Ich finde schade, dass an sich immer für alle Entscheidungen meint rechtfertigen zu müssen.)

    1. Hast du das mit dem Rechtfertigen auf mich bezogen?
      Also ich war bisher noch in keiner Situation in der ich die Entscheidung vor jemandem rechtfertigen müsste, gsD, denn ich würde wohl ziemlich ungehalten werden.
      Aktuell ist es eher so wie.. ich geh in ein Restaurant und will unbedingt Pasta essen, und dann is die alle und ich kann nur Steak bestellen. Ich fürchte auch nicht, das vor einem Vegetarier rechtfertigen zu müssen, aber ich bin trotzdem echt stinkig nicht das zu kriegen was ich von vornherein alleinig wollte und dann zumindest erst mal unzufrieden mit dem Steak… (ich hoffe aber doch, dass wenn es dann vor mir am Teller liegt wirds mir schon trotzdem schmecken *g*)

      1. Ich meinte das generell. Habe immer den Eindruck man muss sich rechtfertigen (und habe das auch ein bisschen aus deinem Eintrag rausgelesen, vielleicht auch nur Interpretation), warum man jetzt dieses und jenes macht, weil andere sich ständig einmischen wollen. War keineswegs bös gemeint oder so.

      2. Achso.. nöö, das war nicht mein Gefühl beim Schreiben, mir gehts wie immer eher um den Austausch, und in diesem Fall ums Jammern und Meckern ;D
        Ich finds halt für mich persönlich sehr schade, weil ichs unabhängig von allen „man soll stillen weil“-Gründen einfach sehr schön fand, bzw schöner als Fläschchen geben (hab nun aber nen 1loch-sauger, der auch das Fläschchenfüttern zu einem etwas länger dauernden Kuschelvergnügen macht *g*)

  5. Lass dich drücken! Uns ging es ab dem Tag der Entscheidung auch besser. Irgendwie wird einem ein ganzes Gebirge von den Schultern genommen.
    Ich bin auch gespannt, wie es beim nächsten Kind wird.
    Wir haben alles gegeben!
    *umärmel*

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