Zehnter Schwangerschafts-Monat [Aprilbaby]
Dieser ist also mein letzter letzter Schwangerschaftsmonat. Also je. Ich habe das Gefühl, ich sollte wehmütig werden. Irgendwie kann ich mir im Traum nicht vorstellen, das Schwangersein per se jemals auch nur ansatzweise zu vermissen. Ich war noch nie gern schwanger, und dieses Mal mit all den Problemchen und Zipperlein war das noch deutlicher. Trotzdem denke ich, wenn ich jetzt nicht mehr „genieße“, dann… Nein, vermutlich nicht. Bei dem Gedanken „letztes Mal“ kommt nur pure Erleichterung. Dennoch möchte ich es versuchen, zumindest bewusst zu erleben, denn dieser Teil meines Lebens ist nach der Geburt Geschichte.
Dieser Monat ging vom 23.03. bis zum längstens 20.04.2018. Heute beginnt die 40. Woche, aber ich schließe diesen Monatsbericht schon heute ab, in der Annahme, dass die größte Änderung der kommenden Woche Geburtsanfänge sein werden (so ich bittebittebittedanke nicht übern Termin gehen muss).
Ruhe vor dem Sturm
Ich merke deutlich, wie ich gerade Ruhe brauche. Nicht täglich, aber öfter mal pro Woche brauche ich ein Schläfchen. Eine Stunde reicht dann völlig, aber ohne ist so ein Tag schon ziemlich lange. Auch sonst fehlt mir eigentlich ständig der Antrieb, um Dinge anzupacken oder zu erledigen, etwas das ich so eigentlich gar nicht von mir kenne. Es scheint so, als würde mit Ressourcen streng gewirtschaftet und gespart wo nur geht. Ich versuche das natürlich zu akzeptieren, aber dieses faul und träge sein ist für mich einfach belastend, ich kann es nicht besser sagen. Besonders die beiden Tage, die ich (mal wiiiieder) wegen Migräne flach lag (natürlich genau zu Ostern, ne?) zeigen mir, dass das einfach nicht mein Ding ist. Ich hatte ja vor, nach der Geburt die ersten Tage mit dem Baby im Bett zu verschwinden, aber ich habe so eine Ahnung dass ich das nicht aushalten werde…
Das Baby wurde natürlich auch deutlich ruhiger gegen Ende. Ich kann mich noch erinnern, dass über Ostern fast kaum mehr (gewohnte) Aktivität zu merken war, und ich mir gleich mal Sorgen gemacht hab, musste ich doch wegen Migräne Schmerzmittel nehmen. Natürlich war alles in Ordnung, aber ab Woche 38 waren die Bewegungen eben deutlich weniger, eher sehr „in der Tiefe“ zu spüren, und das ständige Gestrampel eigentlich vorbei. Ich merke nur noch den häufigen Schluckauf und ein sanftes Gewusele.
Gestrandeter Wal
Mein Körper ist nun definitiv an einem Punkt, wo ein normales „Alltags-Leben“ nicht mehr möglich ist. Der Bauch ist ein massives Hindernis, ich kann mich im Wachzustand nicht normal bewegen, mich nicht bücken (ohne sofort ekliges Sodbrennen zu bekommen), und auch Sitzen ist eine Kunst geworden. Am Nervigsten ist das natürlich aber nachts. Liegen tut in fast jeder Position weh, und wenn ich endlich eingeschlafen bin, wache ich nur längstens eine knappe Stunde später auf, meist weil ich ständig auf den Rücken rolle und so keine Luft mehr bekomme. Also wieder umwuchten, versuchen einzuschlafen, wach werden… Dazwischen immer wieder mal Ausflüge zur Toilette. Die sind besonders unangenehm wegen der heftigen Beckenschmerzen, die immer beim ersten Aufstehen nach längerem Liegen auftreten. Grade die letzte Woche warn dann schlafen wirklich nur noch pure Quälerei, und ich hatte kaum noch Lust ins Bett zu gehen, wissend was da auf mich zukommt.
Optisch finde ich, dass mein Bauch gar nicht so extrem groß aussieht wie er sich anfühlt. Allerdings liegt das wohl an meinem massiven Übergewicht, dass es einfach nicht so auffällt. Die Masse ist aber da, und macht mir das Leben schwer.
Huii
Meine Gefühle sind grade doch ein wenig durcheinander. Meistens steht die Vorfreude auf das kleine Menschlein deutlich im Vordergrund. Ich kann es gar nicht erwarten, mein Kind endlich kennen zu lernen, zu sehen, zu riechen, zu umarmen.. Ich platze fast vor Neugierde! Ich kann mir ja gar nicht vorstellen, wie es ist ein „anderes“ Kind als meine zwei zu haben, meine Vorstellungskraft reicht da irgendwie nicht. Gleichzeitig werde ich auch extrem nervös, bekomme Lampenfieber, habe Angst vor Überforderung in der belastenden anstrengenden ersten Zeit. Ich sorge mich, wie das mit den Jungs werden wird, ob sie arg eifersüchtig sein werden, oder ob ich die Zeit mit ihnen „vermisse“, weil ich so auf das Baby fokussiert sein muss zu Beginn (so ging es mir zur Geburt vom Kleinen nämlich). Oft kommen da natürlich auch Zweifel, ob ich dem allen überhaupt gewachsen sein kann, ob es mich nicht so ganz allgemein massiv überfordern wird, drei Kinder zu haben.
Aber auch Sorge davor, wie es mir körperlich nach der Geburt geht. Die Geburten selber habe ich ja immer gut verkraftet, aber das „Schlachtfeld“ danach habe ich nicht in guter Erinnerung. Die Schmerzen, Nachwehen, die, pardon, Sauerei und damit zwangsläufig das dauernde Bett neu überziehen. Der Stillstart, und damit verbunden – auch wenn bereits erwartet – die Enttäuschung darüber, wie wenig es da läuft wie es soll, da werden vermutlich Gefühle kommen, auf die ich gar nicht so scharf bin.
Selbstverständlich weiß ich schon, dass das alles vorüber geht. Nach zwei, spätestens drei Wochen bin ich wieder Ich, das Baby ist ein Familienmitglied, der erste Trubel wird sich schlichten und wir werden unseren neuen Alltag finden. Aber ne Kackangst ab ich ja trotzdem vor dieser Umstellung. Diese gemischten Gefühle finden bei mir meist in doofen Träumen Ausdruck, die in der Regel gar nichts mit dem eigentlichen Thema zu tun haben, sondern einfach nur allgemein aufwühlend und blöd sind.
Vorbereitungen
Viel dreht sich jetzt auf der Zielgeraden natürlich um die letzten Vorbereitungen. Die Windeln sind nun alle durchgewaschen, die Wäsche im Schrank, die Fläschchen werden gründlich gewaschen und ausgekocht, Pflegeprodukte für mich zur/nach Geburt und das Baby eingekauft. Die Nonomo ist gewaschen, der Krabbelteppich ist bereit. Der letzte Einkauf war zum Ikea, denn der Teppich fehlte noch, und nun ist der auch da. Das Zimmer ist somit bereit. Bereit, eingelebt zu werden.
Aber Vorbereitungen beziehen sich natürlich nicht nur auf Gegenstände und Einkäufe, sondern vor allem auch auf alles andere. Ich träume oft von der Geburt, und in den Träumen kommen immer verschiedene Aspekte raus. Ich bin diesen Hinweise wirklich sehr dankbar. Mein Unterbewusstsein übt regelrecht in der Vorstellung diese neue Form der Geburt (also, außerklinisch) und befasst sich mit allem Möglichen, was mir dazu wohl einfällt. Komischerweise enden fast alle meine Phantasien oder Träume mit der Geburt des Köpfchens, und ich frage mich ernsthaft: warum?? Vielleicht hängt das damit zusammen, dass bei meinen bisherigen Geburten der Teil bis dahin in einem unbewussten, quasi nicht-steuerbaren Kopf-Schwebezustand verlaufen ist, mehr ein „passieren“ als ein „machen“, und das danach war viel klarer, gesteuerter, also sozusagen nichts Unbekanntes. Ich bin gespannt, wie es dann wohl wirklich sein wird!
Auch die Kinder versuche in intensiv vorzubereiten. Das ist insofern nicht schwer, als sie ohnehin ständig davon anfangen. Sie haben viele Fragen, oft die selben tausend Mal in Folge. Es nervt, aber ich verstehe natürlich, dass alles rund um Geburt und Geschwisterchen bekommen unglaublich aufregend, aber auch irritierend ist. Ich gebe mir Mühe, alles geduldig drölfzig Mal durchzukauen, und lese oft und ausführlich das Schwangerschafts/Geburt Buch, in dem Vieles schon sehr genau erklärt wird. Ich finde es faszinierend, dass ich mich um einige Details so im Vornherein eigentlich drücken wollte, weil ich mir dachte „diese oder jene Info kannst du ihnen ja gar nicht zumuten“, aber die beiden da so völlig ohne Scham oder Schock damit umgehen, dass ich nur so staune. Ja, und natürlich haben sie recht. Dieses Ergriffen-sein, der Schreck, oder dieses „ohmeinGooott“ ist natürlich gesellschaftliches Erbe. Die Kinder finden es beispielsweise überhaupt nicht merkwürdig, dass Babys durch die Scheide geboren werden, und nehmen auch meine Erklärungen auf ihr intuitives „wie soll denn das Baby da durchgehen?“ locker und nüchtern auf. Man kann natürlich darüber streiten, ob man das in dem Alter schon wissen muss. Natürlich muss das nicht, aber gerade bei einer geplanten Hausgeburt finde ich es wichtig, dass die Kinder (auch wenn sie natürlich planmäßig nicht unmittelbar daneben stehen!) darüber informiert sind, was da passieren wird und warum, um nicht davon zu erschrecken. Grade das Rumpelstilzchen nimmt unglaublich viel wahr und auf, und neigt dann dazu sich das in seinem Kopf zu erklären, wenn da nicht schon Modell vorhanden ist, und ich möchte verhindern, dass das Erlebnis für ihn blöd wird.
Endspurt und Countdown
Nun in der letzten Zeit versuche ich, Kraft und Ruhe zu tanken, noch Dinge in Ordnung zu bringen, diverse bürokratische Fitzelarbeit abzuarbeiten (soweit möglich) und mich auf mein kleines Baby zu freuen. Ich weiß, dass sonst nicht mehr viel zu tun ist, und sitze hier voller Spannung vor der Frage: Wann geht es los???
- Mit Beginn der 39. Woche merke ich, dass ich plötzlich ein paar Pickel bekomme. Das war in den letzten Schwangerschaften jeweils etwa gut 10 Tage vor Geburt der Fall.
- Seit Beginn der 39. Woche sind die Senkwehen teilweise schmerzhaft, aber nicht im unteren Bauch, wo ich „echte“ Geburtswehen spüren würde.
- Seit Mitte der 39. Woche ist das Baby nun besonders ruhig, es sind nur noch leichte Bewegungen zu spüren, meist bemerke ich sie überhaupt nur wenn ich selbst grade liege und mich darauf konzentrieren kann. Kein Gestrampel mehr, und auch nur selten Schluckauf.
Auf bald!