Geburt

Hausgeburt meiner Tochter

Die Anfänge

Man könnte sagen, die Geburt begann am Mittwoch, 18.4. – bereits im Verlauf des ganzen Tages habe ich bemerkt, dass die Senkwehen deutlich nach unten ziehen und ein periodenschmerz-ähnliches Gefühl im Unterbauch dabei auftritt. Anfangs konnte ich noch nicht wirklich Anfang und Ende einer Wehe ausmachen, aber im Verlauf des Nachmittages wurde das deutlicher, wenn auch nicht schmerzhaft. Am späten Nachmittag fiel mir dann eine leichte Schmierblutung auf. Da war mir klar, dass die Wehen ab nun wohl etwas am Muttermund bewirken und sich unser Baby bald auf den Weg machen wird.

Zu diesem Zeitpunkt muss ich zugeben, habe ich mir sehr leid getan. Ich war so übel erkältet, dass ich mir nicht vorstellen konnte, wie ich die Geburt auch nur ansatzweise überleben sollte. Ich scherzte mit dem Mann: am Heftigsten wäre es ja jetzt, wenn die Geburt so losgeht dass ich nachts nicht mehr schlafen kann und durchmachen muss, nicht wahr? Ha, haha. Seufz.

Den Abend verbrachte ich entspannt und versuchte so viel Erholung wie möglich zu bekommen, denn so ab etwa 20:30 merkte ich, dass es sinnvoll wird, mit den Wehen zu atmen. Ich tat das, wie lange geübt, mit der Hypnobirthing Atmung, und konnte so nebenher noch Serien entspannt gucken. Gegen 22 Uhr wollte ich ins Bett gehen, in der Hoffnung noch ein paar Stunden Schlaf zu bekommen. Da die Wehen etwa alle 10 Minuten kamen und auch nicht schwächer wurden, war schließlich naheliegend, dass es bald ernst werden würde.

Es war mir ja schon klar, an wirkliche Ruhe war nicht mehr so recht zu denken. Gegen 23:30 wurden die Wehen deutlich schmerzhafter, und Mitatmen war keine Option mehr, sondern nötig. Das war zwar alles gut auszuhalten, aber Schlaf gab es eben nicht. Bis 1:00 blieb ich im Bett und ließ zumindest den Mann Energie tanken, schließlich braucht der ja auch seine Kräfte so gut wie möglich, denn er würde am Tag ja die Jungs versorgen müssen. Dann allerdings wurden die Wehen im Bett extrem unangenehm, und ich hatte irgendwie keine Lust mehr, alleine damit beschäftigt zu sein, und so weckte ich den Mann auf.

Die Nachtschicht

Wir sind dann aufgestanden, und ich habe in der Küche erstmal Kamillentee gegen die Halsschmerzen getrunken, sowie einen Müsliriegel und eine Banane, denn mein Magen machte verdächtige Geräusche, und nichts ist doofer als eine Geburt hungrig zu erledigen (okay, vielleicht eine Geburt krank … aber, ne, hab ich mir ja auch nicht ausgesucht.) Als Nachtisch gab es noch eine Neo Angin Tablette. Die Kleine war die ganze Zeit noch heftig am Strampeln und boxte ordentlich rum. Ob sie wohl auch aufgeregt war… ?

Zwischendrin musste ich immer wieder den Mann ein wenig beruhigen, der nervös wurde und am Liebsten gleich die Hebamme angerufen hätte. Mir war aber klar, so rein vom Gefühl her, dass wir noch lange nicht auf der Zielgeraden sind und es noch einige Stunden dauern würde. Da wollte ich die Gute lieber schlafen lassen und erholt sehen wenn es so weit ist. Außerdem war mir auch gar nicht nach Gesellschaft, ich wollte eher meine Ruhe haben. Und so legte ich mich auf die Couch, versuchte zwischen den Wehen ein wenig zu schlafen (ab und an war ich wirklich kurz „weg“) und ärgerte mich über den Reizhusten, der prompt jedesmal eine sehr unangenehme Wehe auslöste, die ich eben wegen Husten nicht so geschickt veratmen konnte und die dann auch entsprechend schmerzhaft waren.

Was mir aufgefallen ist: ich war schrecklich nervös. Grade wenn ich mich hinlegen und dösen wollte musste ich mich oft nach kurzer Zeit aufsetzen und gezielt beruhigen, weil ich so Herzrasen bekam. Ich weiß ehrlich nicht, warum genau. Natürlich war ich aufgeregt wegen der Hausgeburt, weil da viele unbekannte und neue Faktoren auf mich zukamen, aber ich hatte eigentlich keine Zweifel oder Ängste. Dennoch war ich relativ unentspannt, und schaffte es auch die ganze Zeit nicht so recht in diesen Hypnobirthing-Flow zu kommen, den ich bei der zweiten Geburt erlebt und so genossen hatte.

Ab etwa 2:00 war ich öfter am Klo und bekam Durchfall, der über die nächsten Stunden richtig heftig wurde. Im Sitzen waren die Wehen ganz gut auszuhalten, ich guckte/hörte über Youtube meine Geburts-Playlist und war eigentlich guter Dinge, bis auf die Halsschmerzen und den Husten. Gegen 3:00 bin ich ein wenig herumgewandert, denn im Gehen waren die Wehen sehr viel angenehmer. Sie kamen zwar nicht häufig (so etwa alle 7-10 Minuten vielleicht), waren aber schon ziemlich intensiv und begannen, im Steißbereich leicht zu brennen. Durch die Atmung war aber alles gut auszuhalten, ich merkte eigentlich nur die Müdigkeit, die es mir so langsam doch anfing schwer zu machen.

Von 4:00 bis 5:00 schaffe ich es wieder ein wenig, auf der Couch zu dösen, und auch der Mann schläft. Danach wird das Ziehen im unteren Rücken doch unangenehm, sodass ich nach einem weiteren Müslisnack beschließe, in die Wanne zu gehen, denn genau in dem Fall war das immer sehr hilfreich. Genau so ist es dann: in der Wanne merke ich den Rücken praktisch gar nicht und kann im warmen Wasser unglaublich gut entspannen. Vor allem gegen die Erschöpfung hilft das Frischmachen auch gut.

Wo ist die Hebamme???

Kurz nach 5:00 beschließen wir, nun der Hebamme Bescheid zu geben. Ich bin froh, dass wir damit so lange gewartet haben, das war für sie dann fast eine komplette Nachtruhe. Zu unserer Besorgnis erreichen wir sie aber nicht, und der Mann lässt ihr Handy und Festnetz eine Dreiviertelstunde heiß laufen, bis er sie endlich dran bekommt. Ich gebe zu, das war mit der blödeste Teil der Geburt, denn wir mussten kurz für den Notfall brainstormen, wer wie wo wann was die Kinder versorgt sollte ich ins Krankenhaus müssen. Entsprechend erleichtert waren wir dann. Sie hat sich hundertmal entschuldigt, sie hätte ihr Handy im Wohnzimmer liegen lassen und machte sich sofort eiligst auf den Weg.

Kurz darauf war sie auch da und ließ sich ins Bild bringen. Wir plauderten über Allgemeines, und warteten einfach rum. So gegen 6:30 wurden dann die Jungs wach und waren erstaunt, mich in der Badewanne und die Hebamme dabei zu sehen. Dem Großen war gleich klar, was das wohl heißt und er fragte, ob dann seine Schwester jetzt käme? Wir vertrösteten ihn mit „vielleicht, später“, denn sonst wäre die Aufregung perfekt gewesen, und dazu fehlten mir mittlerweile doch die Energiereserven. Der Mann machte die Jungs tagfein und lieferte sie im Kindergarten ab, während ich mal aus der Wanne kam und mich ein wenig aufs Bett legte, wo ich immer wieder ein paar Minuten Schlaf zwischen den Wehen fand.

Um etwa 8:00 versammelten wir uns in der Küche, für den Mann gab es Kaffee, für mich nochmal Tee. Die Wehen erreichten nun ein neues Niveau, es zog intensiv nach unten und in den unteren Rücken. Hätte ich schätzen müssen würde ich sagen, das wäre so etwa bei einem Stand Muttermund 7cm, ein wenig vor Übergangsphase. Im Stehen ließ sich das besser aushalten, und die Hebamme massierte mir den Rücken, was sehr gut tat. Ihre Griffe saßen einfach perfekt, sie sah mir auch sofort an, wenn eine Wehe kam und massierte drauflos. Ich habe das sehr genossen, denn auch wenn der Mann das in den vorigen Geburten immer übernommen hatte, war es doch zu merken wie viel Übung sie darin hatte und entsprechend effektiv das unangenehme Gefühl lindern konnte.

Ich wusste mittlerweile, dass wir uns bald auf der Zielgeraden befinden würden, wollte aber nicht zu früh meinen letztendlichen „Geburtsort“ aufsuchen, da ich weiß, dass ich gegen Ende oft fahrig werde und es nicht lange am selben Fleck aushalte. Die Hebamme fragte mich dann, wo ich denn hinwolle, und das zeigte mir, dass auch sie mir ansah, dass es nun voran ging. Mir war klar, dass ich in die Badewanne wollte, und so begannen sie und der Mann, alle fürs Erste nötigen Dinge zusammen zu räumen. Als ich das hörte wurde ich entsetzlich aufgeregt und war voller Vorfreude. Oh mein Gott, bald ist es soweit!!

Auf der Zielgeraden…

Gegen 9:00 übersiedelten wir in die Wanne. Die Schmerzen waren mittlerweile sehr unangenehm, und auch wenn die Wanne half, hatte ich doch damit zu arbeiten. Die Erkältung war in diesem Augenblick gnädigerweise völlig im Hintergrund, ich kann mich gar nicht daran erinnern, etwas davon wahrgenommen zu haben.

Die nächste Stunde war so voller überwältigender Gefühle, dass ich gar nicht weiß, ob ich es schaffen kann, sie alle wiederzugeben. Ich weiß noch, wie ich zwischendrin richtig heftige Wellen von Vorfreude und Glücksgefühl hatte und beinahe weinen wollte, weil ich mich so auf dieses Kind freute, und es so so so bald kennen lernen würde! Da war aber auch die Nervosität, wissend, dass nun ein großer Akt auf mich zukam. Gegen 9:15 etwa begann es, dass mir die Wehen zu schaffen machten. Ich verspürte sie als sehr schmerzhaft und konnte mit Atmung kaum etwas anrichten, weswegen ich mir ein paar Momente ausgiebig leid tat. Mir schoss oft vor Anstrengung, die Schmerzen zu verarbeiten, die Hitze förmlich ins Gesicht. Sah sicher doof aus, war aber ein gutes Kommunikationsmittel für die Hebamme, da ich weder laut werde unter Schmerzen, noch sprechen kann.

Sie hielt sich eigentlich zurück, murmelte nur beruhigende Sätze wenn ich zu kämpfen hatte, oder machte hin und wieder Vorschläge. Sie empfahl mir, mich mal auf den Wannenrand zu stützen, da mir das Stehen in der Geburt bisher gut getan hatte, und sie sollte damit Recht haben. Ich hatte zwar den Eindruck, gerade mit heftigen Wehen zu kämpfen, aber die Kleine rutschte über „längere“ Zeit nicht wirklich tiefer, ich konnte das ertasten, dass sie noch viel Weg vor sich hatte. Die Hebamme untersuchte mich nicht, ließ sich aber von mir immer wieder berichten, wo sich der Kopf grade befindet. Anfangs hatte mich das verunsichert, aber da sie sofort auf das, was ich sagte, reagierte und mich zu 100% ernst und für voll nahm, wenn ich Rückmeldung gab, konnte ich mich sehr schnell darauf einlassen. Sie vermittelte jederzeit Sicherheit und  dass es mir zuzutrauen ist abzuschätzen was gerade in meinem Körper passiert und zu wissen ob etwas „komisch“ wird.

So sagte ich ihr, dass ich das Gefühl habe, dass sie trotz heftiger Wehen eben nicht runterkommt. Daraufhin hörte sie öfter mal mit dem (äh, wie heißt das Teil? Kleines Handstück zum Abhören der Herztöne, CTG-artig?) Dings nach den Herztönen der Kleinen, so lange bis sie sie mehrmals verlässlich fand und sagte schließlich nach 3 Messungen: „okay, es geht ihr gut, sie hat noch Zeit.“ Das beruhigte mich unglaublich. Ich wusste zwar, dass mir noch ein paar dieser ekelig heftigen Wehen bevor standen, aber immerhin machten sie der Kleinen nicht zu schaffen.

Kurz vor 9:30 merkte ich so deutlich, dass die Fruchtblase platzte (ja, PLATZTE!) dass ich sogar dabei schmunzeln musste. Es gab, obwohl unter Wasser, ein richtiges PLOMPP Geräusch, ich spürte und sah den Wasserstrahl und bemerkte die milchige Flüssigkeit mit den vielen weißen Fusseln im Wasser. Überhaupt muss ich immer wieder betonen, wie intensiv ich so viele kleine Details in dieser Geburt wahrgenommen und beobachtet habe, ein Wahnsinn und atemberaubend, echt jetzt!

Mit dem Platzen der Fruchtblase ging auch deutlich etwas voran. Die Wehen gaben nochmal alles, und ich merkte, wie die Kleine endlich tiefer kam. Ich war irgendwas zwischen geschockt und fasziniert, wie sehr sie sich dabei bewegte und mitarbeitete. Ich hatte wirklich den Eindruck, sie drückte sich mit ihren Füßen oben weg und schubste sich selbst mit nach unten. Ich sprach viel mit ihr, und war hin und weg vor Begeisterung für dieses Menschlein, für ihre Kraft und wie sehr sie einfach mitarbeitete an ihrer Geburt. Ich bemühte mich zwischen den Wehen tief zu atmen, um sie gut zu versorgen und fit zu halten.

Trotzdem kamen nun einige Minuten, in denen es mir nicht gut ging. Ich war erschöpft, diese schmerzhaften Wehen, auch wenn sie nur ungefähr eine halbe Stunde dauerten, saugten mir unendlich viel Energie ab, ich hatte keine Lust mehr auf diese Schmerzen und auch grade nicht so richtig eine Idee, wie ich damit umgehen sollte. Die J-Atmung aus Hypnobirthing wollte mir leider nicht so recht gelingen, und so redete ich mir ein, dass bald die Wehe kommen würde, die alles ändern und Presswehen machen würde, von denen ich aus Erinnerung wusste, dass sie sich viel viel leichter ertragen lassen, weil durch das Mitpressen der Schmerz nachlässt.

Das Baby kommt!

Aus irgendeinem Grund… kamen niemals diese erlösenden Presswehen. Ich verstehe das selbst nicht, vielleicht liegt es daran dass sie Kleine so lange oben lag, keine Ahnung. Ich hatte irgendwann einfach das Bedürfnis, dieses Kind „runter zu arbeiten“, aber es war mehr ein intuitives „okay, raus da jetzt“ Gefühl als ein Körperempfinden oder Pressdrang. Ich änderte noch einmal komplett meine Position, mit dem Rücken zu Mann und Hebamme, ich wollte das gerade mit mir selbst ausmachen. Ich schob (ohne klassisches Pressen, also mehr wie… am, hust, Klo) die Kleine nach unten, erst zaghaft, dann stärker.

Innerhalb kürzester Zeit, vielleicht eine oder zwei Wehen später, war sie an dem Punkt, vor dem mir ein wenig mulmig war: dieses Gefühl, dass das nun Kommende eigentlich ein Ding der Unmöglichkeit ist, ein „DAS GEHT NICHT“ im Kopf. Ich wusste das aber, und hatte mich darauf vorbereitet. Es fiel mir leicht mich zu beruhigen und mir klar zu machen, dass sich das genau so anfühlt, es aber dennoch geht. Dass es sich zwar so anfühlt als würde ich explodieren, als wäre nun unten alles vorbei, aber dass das nicht stimmt, und dass mein Körper genau dazu gemacht wurde, es zu schaffen, dass alles gut gehen würde und ich keinen Schaden nehmen würde. Das rein körperliche Empfinden war zwar – erwartungsgemäß – heftig, aber ich hatte volles Vertrauen und keine Angst.

Von hinter mir hörte ich, wie mich die Hebamme coachte und mir sagte, was ich tun sollte. „Wenn das Köpfchen kommt, halte deine Hand wie eine Schale und lass es nach vorne hineingleiten.“ Erstaunlich, denn bei den Krankenhausgeburten habe ich nie hören können, was die Hebammen sagten, mein Mann musste alles immer übersetzen, aber hier klappte das prima. Ich war nicht abgelenkt und konnte mich voll auf das, was sie sagte, einlassen. Ich stellte mich also auf das Kommende ein, spürte ihren Kopf, der kurz davor war, geboren zu werden, an meine Hand drücken, nahm nochmal allen Mut zusammen, und presste ihn gegen jede Körperempfindungs-Vernunft nach draußen.

Naja, natürlich tat das weh, aber ich war völlig irritiert (im Positiven) und erschüttert (auch im Positiven) von dem Gefühl, mein Baby in meine eigene Hand zu gebären. Ich kann das unmöglich in Worte fassen, das ist einfach ein Erlebnis das mir jegliche Vorstellungskraft gesprengt hat. Ich weiß nicht genau, ob ich die nächste Wehe überhaupt abgewartet habe, ich glaube ich hätte mit viel Willenskraft jetzt nicht extra pausieren können, und so drückte ich weiter, bis ich deutlich spürte wie sich das kleine Wesen drehte, und, mit noch einiger Anstrengung, erst die eine und dann die andere Schulter nach draußen kam, und dann schwamm da ganz plötzlich mein Baby in der Badewanne, behutsam von mir selbst gehalten und empfangen. Es war 9:48.

Ich hob mein Kind aus dem Wasser hoch, starrte es einen Augenblick ungläubig an und wickelte es dann aus der Nabelschnur frei. Für ein paar Sekunden war ich wie benommen, so wenig konnte ich begreifen, was gerade passiert war. Meine Kleine begann kräftig zu schreien und ich drückte sie vorsichtig an mich. So langsam kam ich dann zu mir, weinte vor Freude und begrüßte meine Tochter, zusammen mit dem Mann, der nun neben mir stand und unser drittes Kind willkommen hieß. Kichernd überzeugten wir uns noch davon, dass es auch wirklich ein Mädchen ist.

Geburtsende

Nach ein paar Minuten, die wir einfach noch in der Wanne saßen, hörte die Nabelschnur auf zu pulsieren und der frische Dreikindpapa durchtrennte sie. Die Hebamme meinte, dass sich da gerade einiges an Blut sammelte, und sie davon ausgeht, dass sich die Plazenta löst. Ich übergab die Kleine vorsichtig an den Mann, und merkte in der Bewegung auch schon, wie eine Wehe anrollte, während die Hebamme mit leichtem Zug an der Nabelschnur half, die Plazenta hervor zu bringen (im Unterschied zu den anderen Geburten völlig natürlich, ohne Medikamente). Danach kletterte ich wie in Trance, aber sonst völlig bei Kräften und ohne Probleme aus der Wanne, wo mich die Hebamme trocken rubbelte.

Sie hatte als wir noch in der Wanne waren das Bett im Schlafzimmer vorbereitet, Folie auf die Matratze gelegt und Handtücher sowie Krankenhausunterlagen ausgebreitet. Ich legte mich hin, und mein Kleines auf meinen Bauch. Sie wirkte nun sehr müde, und wollte sich länger gar nicht anlegen lassen, bis uns schließlich die Hebamme unterstütze und sie doch noch, träge zwar, aber immerhin, andockte und wir zum ersten Mal stillten. In der Zwischenzeit untersuchte sie mich und stellte fest, dass ich ein wenig gerissen war. Eine Verletzung war so klein, dass sie beschloss, dass sich das Nähen nicht lohnen würde, an anderer Stelle war aber die Haut aufgeplatzt, das wollte sie versorgen.

Das ist leider der Teil, den ich gerne ausblenden möchte, denn das Nähen war entsetzlich schmerzhaft. Ich weiß nicht, ob die Betäubung nicht funktionierte, oder was da schief lief, aber ich musste mich wirklich konzentrieren, nicht zu schreien. Nach gefühlt ewig langem Prozedere war ich endlich endlich fertig und durfte es mir ein wenig gemütlicher machen. Die Kleine war trotz Kuscheln ein wenig kühl, und so beschlossen wir, sie nun auch anzuziehen. Dabei wurde sie noch schnell gewogen und vermessen. Unser Mädchen war 51cm lang, wog 3600g und hatte einen Köpfchenumfang von 35cm. Und dann durfte sie endlich wieder zu Mama und Papa.

Unser Mädchen, unsere Tochter, unser drittes Kind, unser Herzenswunsch, wider aller Vernunft, war endlich geboren und lag in unseren Armen. Wir könnten nicht glücklicher sein und platzen vor Liebe und Dankbarkeit.

Willkommen, kleines Wunder!

Geburt · Minimädel

Herzlich Willkommen, Minimädel!

Es ist hier noch alles ziemlich chaotisch, und ein dauerhungriges Baby und meine fette Erkältung in Kombination mit Geburts-Nachwirkungen verhindern, dass ich meine Zeit vor der Tastatur verbringe, aber fürs Erste kann ich es nicht mehr zurückhalten. Ich darf endlich endlich ENDLICH erzählen, dass…

unsere kleine Tochter kam am 19.4.2018 um 9:48 zuhause in unserer Badewanne zur Welt. Sie wog 3600g auf 51cm Größe und hatte einen Köpfchenumfang von 35cm.

Die Geburt war sehr kräftezehrend, da ich die Nacht durchmachte, und auch nicht grade so schmerzfrei wie erhofft, aber einzigartig und wunderschön und so ganz ganz anders als im Krankenhäusern. Ich habe ein Baby geboren, und wurde nicht von ihm entbunden. Das war der pure Wahnsinn.

Aber nun wollt ihr bestimmt wissen, wie die kleine Süße aussieht, nicht wahr? Mehr Bilder folgen, aber fürs erste Kennenlernen:

Auf bald!

40.SSW · Geburt · Schwangerschaft

Es geht los! Geht’s los???

Jaaa, auch beim 3. Kind ist es noch enorm spannend, wann es denn nun endlich losgeht mit der Geburt. Ich hätte ja gedacht, ich bin entspannter, aber das war eine komplette Fehleinschätzung. Das kleine Baby ist so sehnlichst erwartet, dass jeder von uns gierig jedes Anzeichen abwartet, das den letzten Countdown einleiten könnte. Vermutlich ist es halt so, dass die Frage, wann die Geburt beginnt oder woran man nun erkennt, dass es wirklich los geht ewig spannend bleibt. Hey, man wartet schließlich 9 Monate, wie soll man dann gegen Ende nicht total hibbelig werden??

 

Meine Anzeichen für die bevorstehende Geburt
  • Seit 39+0 spüre ich die Senkwehen, die sonst eher im oberen Bauchbereich sehr unangenehm/schmerzhaft sind, weil sie alles zusammenschnüren, eher unten. Ein paar der Senkwehen kommen weniger mit diesem Betonwand-Gefühl und mehr mit regelähnlichem Zusammenziehen/Spannen im unteren Bauch. Jetzt, am zweiten Tag dieser neuen Senkwehen ist dabei aber noch kein deutlicher Anfang bzw Ende erkennbar, und natürlich auch keine Regelmäßigkeit.
  • SA, 14.4 (ET-6): Ich habe das dringende Bedürfnis, nun alles fertig zu machen und alle verbliebenen Fläschchen-Dinge zu reinigen, inklusive Brusternährungsset, Dampfsterilisator und Milchpumpe. Ich weiß nicht ob das als das typische Anzeichen durchgeht, das ich bisher hatte, oder nur ein Ausdruck von Pessimismus ist: wir sind nämlich alle erkältet, Steinböckchen sogar krank mit Fieber und ich prophezeihte, dass bestimmt JETZT die Geburt beginnt. Hm hm hm…
  • MI, 18.4. (ET-2): Die letzten Tage waren zwar sehr anstrengend, aber leider sah es nie nach Geburt aus. Es gab hier und da mal eine Wehe, die keine Senkwehe mehr war sondern im unteren Bauch zwiebelte, aber nichts davon wurde regelmäßig, und dann hat mich eine fiese Erkältung schachmatt gesetzt. Heute kamen dann über den Tag verteilt immer mal wieder einige Wehen pro Stunde, und nachmittags bemerkte ich eine leichte Schmierblutung. Auch die Verdauung kam ein wenig auf Trab. Dazwischen aber wieder stundenweise gar nichts. Es wird spannend! Ich weiß nun gar nicht ob ich hoffen soll, es möge bald losgehen, oder ob ich lieber vorher wieder ganz gesund sein mag… ? Ich tröste mich damit, dass es ohnehin egal ist was ich gerne hätte, und es so kommen wird, wie es will.

Es. Wird.

Bald. Ganz bald!

Geburt

Meine (beinahe) Traumgeburt

Also ich fürchte, lange wird dieser Eintrag nicht werden. Als ich zuletzt am Tag der Geburt, ja, schon „unter“ der Geburt hier schrieb, wusste ich nicht, dass das eigentlich schon der halbe Geburtsbericht sein würde.

Ich denke, dass man das als Geburtsbeginn markieren kann, denn vermutlich waren das die ersten wirksamen Wehen, die ab etwa 16 Uhr. Also solche Wehen, mit denen ich arbeiten musste, mit denen ich atmete. Vorbereitet hatte ich mich ja mit Hypnobirthing. Viel Zeit hatte ich nicht, aber ich habe mehr oder weniger regelmäßig die Atemtechnik geübt, bei der man den Bauch durch langsames tiefes Einatmen maximal ausdehnt, um die Wirkung der Wehe zu verstärken – die Wirkung, nicht den Schmerz! Die Visualisierungen fand ich eher anstrengend, ich hatte keine Lust aufs Üben und daher nicht vorbereitet, nur so im Hinterkopf für den Notfall. Auch hatten der Mann und ich besprochen, wie das mit dem „Gegendrücken“ funktioniert – einmal im Kreuzbeinbereich, einmal unter den Knien.

Im Endeffekt habe ich mich sehr lange mit dem tiefen Einatmen und dem Kniedrücken wohlgefühlt. Beim perfekten Atemtiming hatte die heranrollende Wehe schlichtweg keine „Spitze“, vergleichbar mit einem Wadenkrampf den man vorzeitig abwürgt durch Zehen zum Bauch ziehen. Sobald ich spürte, dass die Wehe keine Macht gewinnt, ich ihr den Wind aus den Segeln geatmet hatte, hab ich mich währenddessen schon entspannt. Damit war der anstrengende Teil der Wehe etwa 10-15 Sekunden lang. Auch die Wehen selbst waren sehr kurz, wir stoppten so 30-45 Sekunden. Die Pausen dazwischen waren extrem unterschiedlich, ständig schwankend zwischen 3 und 10 Minuten.

Während wir da so Stunde um Stunde verbrachten, hörten wir Musik und redeten, und zwar sehr entspannt. Ich wippte und summte zu den bests of von the Cranberries, das war die perfekte Musik in dem Moment. Ich hatte de facto keine *Schmerzen*, maximal Missempfindungen, und war sehr beflügelt und guter Dinge, weil es so pillepalle einfach lief. Zwischendurch hatte ich eher andere Sorgen – was, wenn das nun keine richtigen Wehen sind, wenn daraus nichts wird? Wenn der Große umsonst bei den Großeltern ist, die Oma sich grundlos den Tag Urlaub genommen hatte, und mit diesen Wehen die ganze Nacht verbringen wollte ich auch nicht, schließlich musste ich ja schon konzentriert bei der Sache sein! Und auch der Nicht-Rhythmus verunsicherte mich. Aber hilft ja nix, es blieb abzuwarten.

Um etwa 19 Uhr brachten die Großeltern den großen Kleinen nach Hause, das war so abgesprochen. Er sollte daheim essen und daheim schlafen, und möglichst wenig mitbekommen. Es war sehr turbulent, mir fast ein wenig zu turbulent. Ich kniete am Teppich, lag ein wenig vornüber auf die Couch, oder saß auf selbiger. Die Wehen konnte man mir weder ansehen noch anhören, nur daran erkennen, dass ich mich aus dem Geschehen ausklinkte. Zwischendrin las ich mit dem Kind ein Buch, plauderte mit den Schwiegers und twitterte vor mich hin. Um 20 Uhr wurde ich daheim ein wenig unruhiger, wusste nicht so genau, wohin mit mir. Ich hätte gern Gewissheit gehabt, wo ich eigentlich grade stehe, und konnte auch nicht abschätzen, wann es Zeit war ins Krankenhaus zu fahren. Ich hatte wirklich Sorge, dort anzukommen und zu hören, der Muttermund wäre erst 2cm offen oder so, wissend was das für die Nacht bedeuten würde. Ich wollte eigentlich unbedingt noch zuhause bleiben, habe mich aber zunehmend unwohl gefühlt.

Als der Mann dann das Söhnchen zu Bett bringen wollte, habe ich beschlossen noch eine Runde baden zu gehen. Das Bad selbst war unglaublich angenehm, ich konnte mich wieder ein wenig entspannen, die Wehen waren dort so angenehm, dass ich kaum Arbeit mit ihnen hatte. Alles fühlte sich sehr weich an in meinem Körper, also einfach „schlaff“ auf Befehl, entspannt eben, ich weiß nicht wie ichs besser sagen soll. Meine Güte, wie oft dachte ich an die einleitenden Kapitel im Hypnobirthing Buch, und wie recht die Autorin damit hatte! Einmal im richtigen Rhythmus angelangt läuft alles so viel einfacher…

Die Uhr im Badezimmer zeigte immer noch sehr unterschiedliche Intervalle, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, schon Ziehen im unteren Rücken zu spüren, so ein leichtes Brennen. Das machte mich ein wenig mulmig, erinnerte es mich doch an den Beginn der Übergangsphase, und daran, dass dann ziemlich zackig die ersten Presswehen kamen. Zusätzlich machte mir zu schaffen, dass der Kleine extrem unruhig war und sich im Bett die Seele aus dem Leib schrie. Warum und weshalb wussten wir nicht, und ich machte mir arg Vorwürfe, ob er nicht doch mitbekommen hatte, dass mit Mama etwas nicht stimmt und nun total durch den Wind war. (Tags drauf wussten wir, dass er auf Teufel komm raus nicht einschlafen will wenn Oma und/oder Opa noch da sind! – Oma war natürlich da damit wir nachher ins KH konnten.) Kurz vor 21 Uhr, als er immer noch schrie, wurde ich nervöser, wollte eigentlich unbedingt bald losfahren. Ich ging dann zu ihm ins Zimmer, und sang zusammen mit dem Mann das GuteNachtLied. Ein wenig besser wars dann, und etwa 10 Minuten nachdem ich raus gegangen war (und mich fertig gemacht hatte zum Abflug) war auch Ruhe oben und der Mann kam ins Wohnzimmer, wo ich ihm sagte, dass egal ob der Kleine nun nochmal aufweint, ich nun losfahren will.

Kurz drauf waren wir schon unterwegs, die 20-Minuten Strecke ließ sich gut überstehen, die Wehenintervalle waren gnädig – im Auto Wehen find ich nämlich echt fies, kann mich da auch kaum genug konzentrieren… Um 21.45 waren wir jedenfalls am Parkplatz vorm Krankenhaus.

Die Wehenabstände waren hier auf sehr kurz eingependelt, kaum dass wir uns den Kreißsäälen näherten, kamen alle 2-3 Minuten. Ich war immer noch ruhig und hatte keine schlimmen Schmerzen. Bald hatte die Hebamme verstanden, dass ich einfach verstumme wenn ich Wehen habe und sie auch nicht höre. Das musste der Mann anfangs ein paar Mal erklären. Ein wenig stolz bin ich ja, dass mir eine erfahrene Hebamme zu DEM Zeitpunkt nicht eine Wehe ansehen konnte. Oder weniger stolz, als vielmehr dankbar die Trickkiste, die ich erarbeitet hatte. Zuerst sollte ich jedenfalls zum Ultraschall (warum hab ich ehrlich gesagt nicht kapiert), und die junge Assistenzärztin untersuchte mich zusammen mit einer Praktikantin. Liegen und den Schall aushalten war während der Wehen nicht so angenehm, aber ich konnte noch mit der Ärztin rumalbern: „Wenns unangenehm ist sagen sies mir, ja?“ – „Klar, aber nützts mir was?“ – „Naja, eigentlich…“ 😀

Sie erklärte dann, dass sie das Gewicht nicht mehr schätzen kann (ahja, sie wollten standardmäßig gucken ob es ein Kopf-Becken-Problem geben könnte), weil der Kopf schon verformt sei, da auf dem Weg nach unten. Sie runzelte die Stirn und untersuchte mich dann, und es kam ein toller Moment: „Nun, der Muttermund ist bei 8cm..“ Ich musste lachen, und habe mich sehr gefreut. Oh mein Gott so weit schon!! Und bis hierhin ein Spaziergang – mit teils unwegigem Gelände, aber Spaziergang trotzdem.

Als wir dann wieder im Kreißsaal ankamen, meldete ich an, dass ich gern noch baden würde und übergab meine daheim getippte Geburtswunschliste an die Hebamme, die sie auch ernsthaft durchlas, was ich sehr schön fand. Sie meinte dann, bis die Wanne voll wäre würde es noch dauern, und der Mann solle mich anmelden – halt Moment, ich wollte doch ambulant entbinden! Wir erfuhren, dass grade sehr viel los sei, und sie mich leider schnell in ein Stationsbett legen und ausm Kreißsaalbereich schaffen müssen, damit die nächsten rein können, und daher ne Anmeldung nötig wäre. Nungut, lässt sich nichts machen, und der Mann machte sich auf den Weg. In der Zwischenzeit wurde ein wenig CTG geschrieben, was anfangs sehr gut lief, dann aber wie gewohnt immer wieder Aussetzer brachte. Unangenehm war auch, dass jede Bauchberührung sofort eine heftige Wehe auslöste, und das Gesuche mit dem CTG Kopf nervte mich unglaublich. Glücklicherweise erließen sie mirs erstmal.

Alleine fühlte ich mich nicht so wohl, die Wehen wurden hier auch unangenehmer – mir fehlte durch das viele Rundherum und Gewusele und Bürokratie die Ruhe. Ich versuchte mir zu sagen „nur ein paar schmerzhafte, dann hast du wieder Ruhe und es geht gut weiter“. Der Mann war auch bald wieder da, und schon gings mir besser. Die Wanne wollte und wollte nicht voll werden. Dann hielt der Mann mal die Hand ins Wasser – kalt. Die Hebamme fing an, Schüsseln mit heißen Wasser von wo anders zu holen, aber mir schwante, dass das nichts mehr wird… Die Wehen taten zu dem Zeitpunkt dann erstmals weh – ich war nicht wirklich bei der Sache, watschelte unkoordiniert und planlos ums Kreißbett, klammerte mich bei den Wehen, die arg in den Kreuzbeinbereich zogen an den Mann und tat mir leid. Nach etwa 3 Wehen, die ich so stehend veratmete, wurde meine Knie immer zittriger, mich störte die Unruhe um mich, das Organisieren und Wurschteln von Ärztin und Hebamme – ich wollte gern meine Ruhe. Ich kletterte aufs Bett, fühlte mich grade zu erschöpft um Wehen dieser Stärke im Stehen auszuhalten, und legte mich vorsichtig zur Seite. Und da kam wieder die Hebamme mit dem leidigen CTG Kopf…

Die nächste Wehe war heftig. Die erste mit deutlichem Pressdrang. Die erste, die mich anfing zu überfordern. Ich wollte umschalten auf „Veratmen“, so macht man das doch am Anfang der Presswehenphase, nicht wahr? Schon in der nächsten Wehe scheiterte ich damit so kläglich, dass ich fluchend aufschrie. Ich war total überrollt, konnte nicht damit und nicht dagegen atmen, wusste grad gar nicht wohin mit mir. Diese plötzliche Wucht, der Wechsel von „alles ok“ auf „das überleb ich nicht“ war so übergangslos dass ich gar nicht wusste was los war. Und die Fruchtblase war ja noch gar nicht geplatzt, die muss doch auch irgendwann platzen, oder??? Bei der 3. Presswehe fluchte ich wieder und jaulte zum Mann, dass ich das nicht lang aushalte, nicht wisse was auf einmal los sei! Ich war wirklich sehr verzweifelt und fühlte mich mit einem Mal völlig überfordert. Ich presste schon unproduktiv mit, konnte mich nicht abhalten. Bei der 4. Presswehe presste ich mit wie verrückt, im Leben hätte ich es nicht lassen können, und spürte ein Stechen und Brennen. Ich dachte noch: „Ist mir so scheißegal und wenn ich bis zum Ohrläppchen reiße ich MUSSSS jetzt pressen!!!“ An der Stelle müsste ich dem Hypnobirthing Konzept widersprechen, ich HATTE einen Pressdrang, und zwar einen gewaltigen. Hier nur nach unten atmen oder sachte schieben? Undenkbar.

Eigentlich war ich nicht ansprechbar, aber der Mann sagte ich soll doch mal die Hose ausziehen! Ich maulte nur dass ich darauf jetzt keine Lust habe, ich komm grad kaum klar, er soll mich in Ruhe lassen (ja, ne, vernünftig war das nicht, aber egal). Überredungsversuche halfen nicht, die Ärztin oder Hebamme waren irgendwie auch nicht auf seiner Seite, und so drehte er mich rücklings und begann, die Hose wegzuzuppeln. Noch eine Wehe, die ich mitpresste. Und wieder die Hebamme mit dem verdammten CTG. Der Druck war an dem Punkt gewaltig, mit schoss der Schweiß nur so aus jeder Pore.

Während die Hebamme noch so am Bauch rumfummelt, dreht sich die Ärztin zu mir, und schiebt mir die Knie auseinander, und dann die Hebamme zur Seite „das könne sie sich jetzt sparen“. Die nächste Wehe, die ich pressen muss und eigentlich nicht will (warum weiß ich nicht, ich dachte ich muss noch veratment… *hust*) und an der ich verzweifle. Ich presse die Knie zusammen und versuche zu überleben. Die Ärztin redet auf mich ein, ich soll doch locker lassen und die Beine auseinander tun, und dass der Druck vom Kopf käme, das würde nun auch nicht weniger. Ich verstehe immer noch nichts.

Bei der nächsten Wehe reden sie wieder irgendetwas, das an mir völlig vorbei geht, und der Mann linst kurz nach unten, und sagt dann zu mir, dass der Kopf beinahe da sei und ich solle mal bittedanke die Beine auseinandertun und pressen. Ich weiß noch, wie ich völlig vom Donner gerührt war. Wasbittewie!?? Der Kopf?? JETZT?? Ich hatte es nicht mitbekommen, dass es schon so ernst war! Und kaum dass ich aufhörte dagegen zu arbeiten und guten Gewissens und mit aller Kraft presste, war alles wieder in Ordnung. Der Druck wurde stärker, ich spürte die Dehnung, ich spürte den Widerstand, gegen den ich mit Kraft anmusste, und dann war der Kopf wohl da, dann ich hörte, ich solle veratmen und still halten. Ich spürte ab hier keine Wehen mehr, es war ein konstanter Druck, mittelschlimmleicht, für mich nicht zuzuordnen, musste mich also anleiten lassen, wann ich pressen sollte. Den Rest vom Baby und einen RIESEN Schwall Fruchtwasser brachte die nächste Wehe. Ich schaue nach unten und sehe einen Schlumpf.

Ganz blau liegt es da, mein zweites Kind. Ich greife nach unten und lasse ihn mir auf den Bauch legen (schnell ziehe ich das Shirt hoch, damit da auch Bauch ist und wurschtele schnell den BH zur Seite). Er ist zwar blau, aber sonst sehr wach, schreit, und robbt sich auf mir herum. Er ist fast ganz sauber, nicht blutig, nicht verschmiert, nur ein wenig nass. Er stemmt sich mit seinen Füßchen ab, schiebt sich höher zu mir. Wir begrüßen ihn, und stellen uns vor, dass wir Mama und Papa sind, und uns freuen dass er endlich da ist. Wir fragen nochmal, ob er denn eh ein Junge sei, was bejaht wird, und auch die Uhrzeit wird uns genannt – 22.31.

Die Nabelschnur pulsiert sehr bald nicht mehr, und der Mann schreitet zur Aufgabe. In der Zwischenzeit hat das Baby die Brust gefunden, nestelt eine Zeit daran herum, und dockt sich dann an. Erstmal nur kurz, dann länger. Ich bekomme etwas Oxytocin gespritzt (zur Vorsorge, die Ärztin fragt ob es ok wäre, eine kleine Dosis zu spritzen, um sicherzugehen dass die Plazenta gut und bald käme – ich willige ein, auch wenn ich ihre Sorge nicht ganz verstehe, aber sehe auch keinen Schaden darin), und anschließend glaube ich so etwas eine Wehe zu spüren und schiebe die Plazenta ans Freie.

Nach etwa einer knappen Stunde mit unserem Sohn werde ich untersucht, und da ich wieder innen gerissen bin, genäht. Der Damm ist glücklicherweise intakt geblieben. [Rückblickend muss ich, Achtung tmi, sagen, dass ich nach der Geburt vom Großen das Gefühl hatte „falsch“ zusammen genäht worden zu sein, dachte erst es liegt an der Naht/den Nähten, aber das komische Gefühl blieb seither, und ich fand mich damit ab; Möglicherweise bin ich nun an selber Stelle gerissen, und kann heute sagen, dass wieder alles an Ort und Stelle vernäht wurde… Chichi, somit wars dann also wohl „Glück“…] Das Kleine darf in der Zwischenzeit auf mir liegen bleiben, wird erst etwas später untersucht, wobei ihm sein Papa Gesellschaft leistet und ich die Erlaubnis bekomme, selbst auf Toilette zu gehen.

Nachdem alles medizinische erledigt ist werden wir in ein Untersuchungszimmer geschoben, wo wir Papierkram erledigen und unsere erste Zeit zu dritt genießen. Wir bestaunen unser kleines zweites Wunder, das so gänzlich anders aussieht als der erste Sohn. Viel runzeliger und pickeliger, mit Flecken im Gesicht, aber viel aktiver, fest und kraftvoll an der Brust saugend. Und mopsig! So mopsig, dicke speckige Bäckchen, Hals und Nacken, und knuffelige Beinchen. Naja, 4 Kilo kommen nicht von ungefähr!

Hach… so anders, und trotzdem vertraut, diese ersten Gefühle, das Herzklopfen.. das Spüren, wie man sich unsterblich zu verlieben beginnt… ❤

[Platzhalter fürs erste gemeinsame Foto, das ich noch einscannen muss]

Auf bald,
Hummelchen

Baby · Geburt

Zu viert.

Vollständig macht uns dieser kleine Herr:

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Geschlüpft gestern um 22.31Uhr, mit 53cm Länge, 3990g Gewicht und einem Köpfchenumfang von 35,5cm.
Wir sind beide wohlauf und bereits zuhause.

Alles andere irgendwann…

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Auf bald,
Hummelchen

Geburt · Schwangerschaft

Zielgerade

Seit heute Nacht siehts dann doch ein wenig nach Zielgerade aus. Öfters von diffusen Schmerzen aufgewacht (nix Ungewöhnliches) wurde mir so gegen 4 Uhr morgens klar, dass das wohl Wehen sind. Nix Ordentliches. Aber genug um nicht mehr wirklich gut einschlafen zu können. Ich döse bis 5.30 so vor mich hin und stehe dann auf. Sie kommen so 3-5mal pro Stunde, tun nicht wirklich weh, haben aber Wellencharakter. Da mir ohnehin schon der Magen kracht holt der Mann gegen 7.00 Brötchen und wir frühstücken ausgiebigst (as said, den Fehler mach ich ned ein zweites Mal!).

Ein kleiner Erfolg: der Schleimpfropf beginnt sich zu verabschieden, sonst tut sich aber nichts. Vormittags verschwinden die Wehen dann sogar stückchenweise im Nirvana, und so gehen wir um 12.30 zur regulären Untersuchung zum Frauenarzt (der Große ist mittlerweile bei seiner Oma). Auch dort natürlich nix am CTG, aber dem Baby gehts prächtig. Auch die Plazentaversorgung ist noch top, nur die Fruchtwassermenge ist schon eher grenzwertig niedrig. Ärztin empfiehlt die Standardmethoden zur häuslichen „Einleitung“ und schickt uns mit der Aufforderung, am Wochenende besser aber nochmal im KH kontrollieren zu lassen, wenn sich nichts getan hat, nach Hause.

Nach einem Imbiss unterwegs gehts im Auto weiter mit Wehen. Aber diesmal mit mehr Schmackes. Abstände nach wie vor gut 10 Minuten, aber diese habens schon mehr drauf. Während des Fahrens äußerst unangenehm zu veratmen, und auch nun zuhause zumindest eine kleine Erinnerung daran, dass Babybekommen nicht durchgängig Spaß macht.

Ich arbeite also so vor mich hin, und hoffe dass es nun doch noch ernster wird… Hach, wie bin ich aufgeregt!! ❤

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Auf bald,
Hummelchen

Baby · Geburt · Rumpelstilzchen

Geburtsbericht Teil III

Was ich da noch nicht wusste, und erst im Nachhinein erfahren habe: der Grund,warum leider gar nix mehr ging, war dass sein Köpfchen eher suboptimal durchgerutscht war. Er lag also mehr stirnwärts gen Ausgang, nicht mit dem Hinterkopf voran, und hatte noch dazu die Nabelschnur ein wenig wie ein Lasso umhängen, also am Nacken vorbei und unter der Schulter durch. Bei jedem Pressen hat er sich somit ein wenig gewürgt (was ihm mit der Zeit dann ein wenig zu viel wurde, schätze ich?) und sich sein Köpfchen noch schiefer gezogen. Ich gebe zu, ein klein wenig war ich erleichtert, dass ich nicht an der Sache „schuld war“ (zumindest nicht alleine, vielleicht hätte es schon geklappt wenn ich noch mehr Kraft gehabt hätte?), sondern dass es einfach ein wenig Pech war.

Jedenfalls, das Köpfchen war also geschafft und ich war unglaublich erleichtert. Ich höre die Hebamme zur Ärztin sagen „da, er versucht schon loszuatmen, süß“ und ich bin neidisch dass ich das nicht sehen kann. Die Wehenpause grade besteht aus den längsten 2 Minuten der Welt. Das Wissen, dass er gleich da ist und ich hier total unnötig warten muss war einfach echt gemein in dem Moment, und ich muss motzen „oh Mann kann die jetzt endlich kommen ich will ihn hier haben!“, was mir einen Lacher von der Ärztin einfängt. Die Hebamme meint dann „gleich, den Rest schaffen Sie dann ja selber“, was mich gleich ein wenig anspornt, auch wenn ich dachte, dass er jetzt ja eh von selber rausflutscht. Als dann die Wehe kommt, merke ich dass das automatische „Bauchwürgen“ doch nicht ausreicht, und ich schon noch ordentlich gegen diesen Widerstand schieben muss, weh tut das allerdings dann nicht mehr (gut, allerdings tats unten rum dann global weh, und hat gebrannt, aber es tat während des letzten Pressens zumindest nicht noch mehr weh). Dass es ein wenig Arbeit war, macht mich froh, denn so hab ich wenigstens das Erfolgserlebnis irgendwas Schaffenswertes ganz alleine geschafft zu haben. Ich bin also noch ordentlich am Pressen, und merke dass es endlich ein wenig leichter vorwärts geht, habe aber noch einen heftigen Drang also presse ich weiter. Die Hebamme sagt dann so „Frau Hummelchen, machen Sie mal die Augen auf!“ und ich kann noch grad so denken „Mensch lass mich doch grad in Ruh du siehst doch dass ich grad arbeite“, gehorche aber dann doch, und sehe grade den letzten Rest Babyfuß hervorrutschen.

Ich kann jetzt nicht mehr detailgenau beschreiben, was wann genau war und was ich gefühlt habe. Und selbst wenn ich das noch im Gedächtnis hätte, so würden mir ohnehin die Worte fehlen. Ich weiß noch, dass es irgendwie „andächtig“ wurde im Raum. Das Arbeiten, das Schauen, Messen, Kontrollieren, alles war gerade weg, und alle standen da und haben einfach.. teil gehabt. Ich weiß, dass ich nach Luft geschnappert hab, meine Atmung war zittrig, und ich habe einfach nur noch geweint, „oh mein Gott gestammelt“ und versucht zu begreifen, was da grade eben passiert ist. Mein Baby liegt da unten! Das Lustige ist, ich weiß gar nicht genau wie er ausgesehen hat. Ich glaube, seine Ärmchen waren ein wenig blau, ich kann mich aber nicht daran erinnern, ob er verschmiert war, oder ob da eine Nabelschnur war… ich habe nur den Eindruck „da ist mein Baby“ in mir aufgesogen. Die Hebamme hat ihn nur Sekunden kontrolliert, und dann gefragt ob sie ihn mir schon hochgeben darf. Ich kann mich noch erinnern, dass ich gedacht habe „so eine blöde Frage, gib mir schon endlich mein Baby!“, aber ich habe nur ein „ja, bitte“ geschluchzt. Und dann lag er hier auf meiner Brust, nackig, mit Decken drübergepackt, und ich konnte nur noch „Hallo mein Kleines“ stammeln.

Mein Mann, der bis dahin hinter meinem Kopf gestanden hatte, war glaub ich wie festgewurzelt. Er hat ganz vorsichtig das winzige Händchen gestreichelt, aber wusste wohl gar nicht so recht wohin mit sich. Die ersten paar Minuten gehören ganz uns alleine, niemand spricht, niemand bewegt sich. Meine Hebammen, und die der Folgeschicht stehen außerhalb meines Blickfeldes an der Wand und bestaunen unser kleines Wunder. Die Ärztin sitzt zu meinen Füßen und wartet auch, bis wir uns ein wenig beruhigt haben (es mich nicht mehr schüttelt), dann verschwindet sie erstmal aus meinen Augen. Die Hebamme bleibt, und wartet bis die Nabelschnur nicht mehr pulsiert, sagt aber 2mal „na sowas, immer noch“. In der Zwischenzeit sage ich dem Mann, er soll doch zu uns vorkommen, an die Seite, und so langsam kommt er aus seiner Starre. Ich sehe, dass auch er ganz nasse Augen hat. Schließlich fragt die Hebamme „na, Herr Hummelchen, wollen Sie durchschneiden?“ Mein Mann ist eher unschlüssig bis unmotiviert, auch wenn er vorher immer getönt hat, das unbedingt machen zu wollen. Ich hab damals schon gesagt: warts mal ab! Denn ehrlich: wer will denn schon an dem blöden Gummiding rumsäbeln wenn er hier sein frisches Baby vor sich hat!? Aber die Hebamme zieht ihn ein wenig auf und meint er solle loslegen, „bitte hier durchschneiden“ (und ich muss geistig kichern *g*). Nach getaner Arbeit kommt er wieder zurück zu uns und wir bestaunen unser Kind.

Insgesamt hatten wir dafür eine knappe Stunde, und ich weiß ehrlich nicht wo die Zeit war. Nur an 3 Dinge kann ich mich erinnern: dass die Plazenta nicht kommen wollte, und ich deswegen einen Katheter bekam, um die Blase zu entleeren (ich konnte im Leben nicht von selbst, ich hab da unten nichts Konkretes mehr gespürt, und weder drücken noch locker lassen brachte Erfolg), was aber auch nichts half. Ich fand gut, dass trotzdem nicht alle gleich nach 30 Minuten panisch wurden. Ich weiß auch, dass irgendwann mal wer in den Raum kam, und fragte, was es denn sei. Und ich dachte so (ob ichs auch gesagt hab weiß ich nicht): „Ach Gott, das haben wir ja gar nicht geschaut, aber ein Junge schätz ich mal!?“ Nach kurzem Überprüfen war das aber auch klar ;-D Und dann weiß ich noch, dass ich nach einiger Zeit gefragt hab, was denn die Geburtszeit war, und 20:41 gesagt bekam.

Nach dieser Stunde allerdings meinten sie, dass ich nun Oxytocin bekomme, damit die Plazenta nun doch endlich kommt, und ich fand es wirklich lustig: die Spritze war noch nicht draußen spüre ich schon wie sich der Bauch zusammenzieht, und darf-soll noch mal ein wenig anschieben. Während die Ärztin und Hebamme das Teil kontrollieren, höre ich sie miteinander tuscheln, auf etwas zeigen, und sagen „ja, aber da, schau mal“ und dann hmmm-hmmmen sie rum. Mir schwant Übles. Oh Gott, bitte nicht auch noch was drin geblieben bitte! Da schaff ich schon alles so, und dann müsste ich noch ne Betäubung zur Ausschabung bekommen. Ich bekomme Angst, dass die das in Kurznarkose und nicht PDA machen würden und dass ich mein Baby dann weglegen muss, nur das kann ich denken. Ich frage nervös nach, was denn los ist, ob was nicht stimmt. Endlich antwortet mir dann wer „nein, nein, alles in Ordnung. Es ist nur etwas, das man nicht oft sieht.“ Ähm, ahja? Dann zeigt sie uns den Lappen (echt, so spannend war das Ding nicht, aber ich fands in dem Moment auch nicht so widerlich wie ich im Vorhinein eingestellt war), und was man da sieht, und dann zeigt sie auf eine kleine Ader mit einem roten Punkt am Ende. „Ja, und das war sowas wie eine intern angelegte zweite Plazenta, das passiert ganz selten dass sich da ein Blutgefäß absondert, und hier der Bubbel, das wäre sie gewesen.“ Na dann. (Sie hat so euphorisch erzählt und ich dachte nur so.. Mensch, so interessant wars dann ja jetzt auch ned..) Die Hebamme fragt uns dann ob wir sie mitnehmen wollen, und wir verneinen lachend. Der Mann bringt als sie draußen ist noch den Spruch „oh doch, bitte, packen Sie sie ein, dann haben wir was zum Katzen füttern“ und ich muss lachen.

Nachdem wir soweit fertig sind, gratuliert mir auch die Ärztin (sie sagt, das tut sie erst wenn die Plazentasache geklärt ist), und ich frage ob ich noch ganz sei. Sie sagt, das würde sie jetzt dann prüfen. Nach kurzem Check sagt sie, dass der Damm intakt sei, aber ich ein wenig in der Scheide gerissen sei, was genäht werden müsste, ob wir das gleich machen sollen oder nach der Untersuchung vom Kleinen. Ich frage geistesgegenwärtig: „hm, wie lang halten meine Endorphine noch?“ und sie sagt „gutes Argument, dann machen wirs gleich. Ich betäub sie mal ein wenig.“ Dafür wird mir aber der Kleine weggenommen, und ich schicke den Papa mit zur Untersuchung. Die Spritzen werden zwar angekündigt, aber ich merke gar nichts. Ich sitze also rum, total Banane im Kopf, summe die Melodie zu „gentille alouette“ während ich mit den Füßen wippe und schaffe grad noch den Gedanken „Alter hast du einen an der Klatsche“. Das Faden durchzuppeln fühlt sich total komisch an, so „ratternd“, und ich muss schmunzeln. An einer Stelle hat die Betäubung nicht gewirkt, und ich spüre sie rumstechen, sage kurz an „hm, hier ists aber nicht taub“, und die Ärztin „oh Gott, Entschuldigung, aber hier schon, oder?“ und piekst. Ich bin unschlüssig was ich sagen soll, weil eigentlich hab ichs schon gespürt, aber nicht wirklich registriert, schwer zu beschreiben… Ich sage „hm, joa, glaub schon“ und lasse sie weitermachen.

Was mit meinem Baby in der Zwischenzeit war, hab ich leider nicht gesehen, aber der Papa war ja bei ihm. Ich hab nur gehört, dass ich mich nicht schrecken soll, sie müssen ihn in den Fuß pieken und er wird vermutlich ziemlich aufkreischen, sei aber nötig um seine Werte nochmal zu checken. Ich warte, aber da kommt nix. Die Hebamme ruft dann „na so ein tapferer Kerl, kein Wunder bei der Mama“, und ich muss geistig mit den Augen rollen weil ich mich verarscht fühle. Prompt kommen nach meinem leisen „pff“ auch alle möglichen Leute und loben mich, dass ich das ja wirklich toll gemacht hätte und so tapfer und blablablubb. Wie gesagt, ich komme mir leicht verschaukelt vor, weil ich zu dem Zeitpunkt noch nichts von der ungünstigen Kopflage wusste, und einfach ein wenig „ich hab doch versagt, was soll denn daran tapfer sein“ Gedanken kreisen hatte. Ich bin außerdem überzeugt, dass alle gelobt werden. Oder sagt eine Hebamme sonst „oh mann jetzt stell dich nicht so an, reiß dich mal am Riemen statt hier rumzupienzen!“ – na eben 😉 Ich tu mir also sehr schwer dieses Lob anzunehmen, aber auch der Mann meint dass er auf mich stolz sei, also lass ich sie mal einfach reden.

Nachdem der Kleine auch fertig ist wird mein Bett hereingerollt, ich darf rüberklettern. Ich spür mich zwar stellenweise nicht, stelle aber fest dass mein Kreislauf gut in Schuss ist. Dann bekomm ich meinen Kleinen wieder und wir werden in einen anderen Raum gerollt (das Fahren allerdings ist für mich bäh und ich muss die Augen zumachen), der Mann soll meine Sachen nachbringen und verläuft sich erstmal (er geht aufs Zimmer, statt in den „Überwachungsraum“). Wieder zurück bei uns dürfen wir uns erst mal alleine sammeln. Wir tätigen erste Telefonate – die frischen Großeltern väterlicherseits, und den Opa, sowie die Uroma mütterlicherseits. Wir erfahren, dass der Pate schon ganz aus dem Häuschen war, weil er von uns die letzten Stunden nichts gehört hat (Handy vom Mann war alle), bei den Großeltern angerufen hat und jede Menge panische sms geschickt hat im Stile „wenn ich nicht gleich was hör komm ich vorbei!!“ Wir finden das beide sehr knuffig 😀

Hier merke ich auch, dass ich entsetzlichen Hunger habe. Ich hatte ja nur morgens ein paar trockene Kekse gegessen, und zwischendurch Traubenzucker. Auch hab ich schlimmen Durst, und kann endlich richtig trinken. Ich zieh mir ein paar Mini-Twix und Müsliriegel rein, Kekse und Wasser. Letzteres macht sich sofort bemerkbar, und ich bitte darum auf Toilette gehen zu dürfen. Die Hebamme ist erst skeptisch, willigt dann aber ein – sie würde aber mit rein kommen. Mir ist zu dem Zeitpunkt alles wurscht, nachdem mich eh schon gefühlt das halbe Krankenhaus nackt und aus allen nur erdenklichen Perspektiven gesehen hat. Ich bin erst noch am Zögern, wie sich das wohl nun anfühlt, aber von ein wenig Brennen abgesehen ist alles in Ordnung (bloß hab ich unten keine Kontrolle, und kann nur warten dass sich nach Entspannen der Rest selbst regelt, was gefühlt total lange dauert…). Ich glaube, hier im Zimmer wird auch der Kleine zum ersten Mal angelegt (bin mir nicht ganz sicher wann das war), und er hat gleich recht ordentlich gezogen – ich war überrascht was der Minimensch schon an Kraft mitbringt!?

Ein wenig später dürfen wir ins Zimmer, und müssen uns leider vom Papa verabschieden. Allerdings bin ich schon sehr müde, und froh, ein wenig Schlaf zu bekommen. Aber wies dann weiterging erzähl ich ein andermal…

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Auf bald,
Hummelchen

Geburt · Rumpelstilzchen

Geburtsbericht Teil II

Sie willigt ein und holt die (Chef-)Hebamme, und tastet aber schonmal. Dann schaut sie zu mir hoch, und grinst verschmitzt: „Frau Hummelchen, Muttermund ist vollständig.“ Ich war wie vom Donner gerührt – wiebittewas??? Wir waren vor etwa 50 Minuten bei 6cm, das KANN doch nicht sein? Sie meint aber, sie könnte den Kopf sonst nicht so weit unten tasten, wir sind offen. Ich kann es kaum glauben (Schülerin, ne? +g+), und warte noch auf die Hebamme, die nachtastet. Sie lenkt ein wenig ein: Ja, vollständig, aber das was da unten tastbar ist, das ist noch nicht der ganze Kopf, das ist ein Wasserbläschen, das sich am Kopf gebildet hat, vermutlich kam zu früh Druck auf den noch nicht geöffneten Muttermund. Ich habe ein wenig Schuldgefühle, aber weiß ja, dass ich nicht gepresst habe… die Hebamme meint aber, das wäre nicht schlimm, und nun können wir da auch den CTG Pieks machen, die Stelle wäre eh schon ein bissl wund und daher taub, dann kriegt der Kleine das nicht so mit. Na „immerhin“. Sie kommt nochmal auf die PDA zu sprechen, sagt, dass ich die gleich haben könne, aber auch nochmal in 30 oder 45 min wenn ichs denn brauch (ganz überzeugt war ich an dem Punkt nicht mehr, weil, HEY, Muttermund vollständig HAHA). Sie guckt mich dann so an, und meint dann aber: „Ich glaub irgendwie nicht dass Sie eine brauchen werden, aber es ist Ihre Entscheidung.“ Ich glaube ihr, und verschiebe erstmal. Sie meint, ich solle versuchen, dem Pressdrang noch nicht nachzugeben, sondern so gut wie möglich zu veratmen, das Köpfchen brauche noch. Sie legt das CTG an den Kopf, und ich veratme tapfer. Auf das Pferdeschnauben „PFFFRRRRR“ funktioniert das ganz gut, erfordert aber enorme Konzentration, mir rauchen fast die Ohren. Die Schmerzen werden irgendwie immer nebensächlicher, sind zwar da, aber der Druck ist das Problem. Es fühlt sich so an als würde mein Körper von selbst pressen, wie ein Würgereflex, nur eben nabelabwärts. Es ist unglaublich schwer, nicht nachzugeben, und oft geht es auch nicht anders, mit einem „hmppp“ presst sich mein Körper mit, und ich fühle mich schuldig. Die Hebamme sieht, dass ich mich ärgere, und beteuert, es sei normal dass es nicht immer geht, und so ein kurzes Mitpressen (es fühlt sich aber wirklich mehr wie würgen an) mache gar nix, ich solls nur nicht „schleifen lassen“, den Rest macht der Körper wie ers braucht. Einfach bei der Sache bleiben und schön fleißig weiteratmen, dann richtet sich alles. Wieder lobt sie mich für die erlernte Atemtechnik. Ich wechsele zwischen sch-sch-sch, dem bekannten Hecheln, Ha-Ha-Ha und eben dem PFFFRRR, meinem Liebling (für lange Konzentration ist das gesteuerte Schnauben hervorragend, für Kontrolle wiederfinden nach Mitpressen-müssen die anderen). Es ist anstrengend, und ich schaue oft auf die Uhr, denke „mann wie lange noch?“, und bin sehr erleichtert, als ich um 18h gefragt werde, welche Position ich gegen Ende haben möchte. Ich sage, dass ich gerne auf die Matte möchte, den Hocker probieren oder 4füßler. Es wird alles hergerichtet und ich darf nach unten.

Wir beginnen erstmal seitlich liegend, was eigentlich auch ganz angenehm ist, und auch entspannend. Denn ich merke mittlerweile: Ich habe den ganzen Tag noch nichts gegessen, von ein paar trockenen Keksen morgens abgesehen, und insgesamt viel zu wenig getrunken. Mein Mann versorgt mich zwar regelmäßig mit Wasser, was bisher ausgereicht hat, aber ich habe jetzt den Eindruck nichts mehr schlucken zu wollen, weil es wieder hochgedrückt wird. Ich schaffe also nur regelmäßig grad den Mund zu befeuchten, und die Energie aus den Traubenzuckerstückchen neigt sich rasant dem Ende. Ich fühle mich müde und schwer, bin aber sehr motiviert: jetzt wird’s endlich ernst!!

Die Pressphase empfand ich zu dem Zeitpunkt trotzdem als die angenehmste. Ich hatte so gut wie gar keine Schmerzen, es war eher unangenehm, dass es meinen Körper so durchgewürgt hat, aber mit Pressen dürfen war es nur noch anstrengend und schweißtreibend, kaum schmerzend. Ich konnte die Wehenpausen ausgezeichnet zur Erholung nützen und verschnaufen. Was mir nicht auffiel: ich hatte so gut wie keine Wehenpausen mehr (hat mir später der Mann erzählt, daher sollte ich auch erstmal liegen). Das hat dem Kleinen ein wenig sehr zugesetzt, und ich bekam einen Zugang gelegt und Wehenhemmer. Ich hatte das zu dem Zeitpunkt nicht kommen gesehen, und war geschockt: was, dem Kleinen geht’s nicht gut??? Die Hebamme hat sich mit der Ärztin beraten, ich habe nicht gehört was sie da hinter mir reden, und werde nervös, frage immerzu, was denn los sei! Endlich erklärt mir die Hebamme, es sei gar nicht schlimm, wir machen nur eine kurze Pause, damit er mal verschnaufen kann. Das CTG hat sich auch sofort gebessert, und wir können weitermachen. Ich bin erleichtert. Meine Wehen sind danach aber auch erleichtert (auch ohne Hemmer), und kommen zwar schön regelmäßig, sind aber zu kurz. Ich kann nur ein paar Mal pressen, vielleicht nur 2 mal lange: den „Anfang“ jeder Wehe würgt nur mein Körper kurz mit bis sie richtig „da“ ist, dann kommen 2 kontrollierte, langgezogene und anstrengende Presser, bei denen ich die Hand meines Mannes als Gegengewicht in die Mangel nehme, aber dann ist schon Schluss. Da die Hebammen immer nach noch einem Mal fragen, und dann immer „Wehe schon weg?“ ist mir auch klar dass da mehr gehen muss. Diesmal also keine Wehenhemmer, sondern WehenhÄmmer 😉 Ich empfinde das als nicht schlimm, die Wehen werden nicht stärker oder häufiger sondern dauern nur wie geplant länger.

An der Stelle muss ich einmal etwas sagen: ich stand hier bereits völlig unter Droge. Meine Fresse, was körpereigene Endorphine bewirken können ist schon geil. Ich hatte eigentlich GAR keine Schmerzen, nicht mal leichte, und ich habe von der Welt um mich so gut wie nichts mehr mitbekommen. (Im Nachhinein bin ich sooo dankbar den Weg gegangen zu sein, wer weiß, wenn ich eine PDA und keine Hormonschwälle gehabt hätte, die auch den Kleinen benebeln, wie ers verkraftet hätte, aber dazu später..) Ich verstehe auch nicht, was die Hebammen zu mir sagen, ich registriere eigentlich nur eine Stimme, und zwar die vom Mann: er muss quasi alles übersetzen. Was er sagt, das tue ich auch. Ich höre auf jedes „ruuuuhig“, wenn ich nach einer anstrengenden Wehe keuche statt tief zu atmen, befolge sein „entspann dich“, oder „mach die Augen zu“, alles kommt ungefiltert direkt zu mir, und ich mache ohne zu hinterfragen. In den Momenten habe ich (natürlich erst im Nachhinein verstanden) gemerkt, wie sehr ich ihm vertraue, und wer er eigentlich für mich ist. Ich habe mich von ihm durch diese anstrengenden Stunden lotsen lassen, wie es bei niemand anderem möglich gewesen wäre, und ich weiß nicht wie ich das ohne ihn hätte schaffen sollen. Auch wenn ich glaube, dass er währenddessen gar nicht wusste, wie viel er wirklich getan hat, vielleicht glaubt er sogar er hätte kaum beigetragen – ich konnte es nämlich nicht ertragen, von ihm angefasst oder gestreichelt zu werden – er bestand für mich nur aus seiner Hand und Stütze, und seiner Stimme. So wenig, und doch so unglaublich viel und unersetzbar.

So gut es mir eigentlich mit der Pressphase ging, so rasant ging es mit meinen Kräften abwärts… Nachdem ich länger kräftig mitpressen durfte, raten mir die Hebammen zum Schonen, ich soll nur soviel mitpressen wie mein Körper „muss“. Allerdings ist das Müssen zu dem Zeitpunkt kaum weniger als volle Kraft. Das angenehm-benebelte wird ein wenig drückender, ich bin unglaublich müde und der Überzeugung, nicht mehr lange mitmachen zu können. Ich kann das nicht mehr sagen, aber man sieht es mir wohl an. Ich werde gefragt, wie lang ich noch kann, ich solle einschätzen – 10 Minuten, 30? Ich sage, eine halbe Stunde packe ich wohl noch, aber viel andere Wahl hab ich ja nicht? Am Rande bekomme ich mit, wie die Chefhebamme diverse Dinge aufstellt, mir warme Lappen unten auflegt. Ich habe kurz die Hoffnung dass es schon bald an den Dammschutz geht (wäre ja n gutes Zeichen?), aber es fühlt sich für mich schon länger so an als würde sich unten nichts mehr bewegen. Ich spüre den Kopf deutlich unten stecken, aber mehr ist nicht. Irgendwie kann ich das noch vermitteln, und die Hebamme fühlt beim nächsten Pressen mit: Doch, mein Druck kommt gut unten an, ich presse in die richtige Richtung. Aber ich sehe, dass sie mich ernst nimmt. Sie kontrolliert ab da häufiger, und ich glaube sie versucht mich unten ein wenig zu dehnen (hat sich alles total diffus angefühlt, keine Ahnung was da unten vor sich ging).

Ich schöpfe wieder ein wenig Kraft, als ich so etwas wie ein Brennen in Dammgegend spüre – hey, das muss gut sein, da tut sich was! Ein paar Wehen geht das so, ich kann/muss volle Kraft pressen und bin motiviert, das zu Ende zu bringen. Leider wird aus dem Brennen kein „mehr“, und der Raum beginnt sich zu füllen, wie ich etwas später erkannt habe. Ich werde von der Hebamme aus meiner „Trance“ geholt. Sie erklärt mir, dass wir ihn jetzt da raus haben wollen, und sie mich unterstützen möchten, aber dafür muss ich zurück aufs Kreißbett. Ich bekomme Sorge – wie bitte soll ich da hochkommen?? Nach der nächsten Wehe zittere ich mich auf die Knie, ich kann mich kaum aufrichten, helfe mir am Seil und schaffe es irgendwie mehr schlecht als recht aufs Bett. Ich bekomme ein Tuch unterm Rücken und eine Ärztin erklärt mir, dass sie jetzt von oben mithelfen wird. Ich ignoriere das aufkeimende Schamgefühl „ich schaffe es also nicht alleine“ und hoffe dass es nun klappt. Andernfalls, so bekomme ich mit, müsse die Saugglocke ran. Ich bekomme nun Angst, möchte einfach nur mein Baby normal und alleine bekommen können, aber als ich erfahre, dass mein Kleiner Stress hat und seine Herztöne schlechter werden, ist mir alles egal. „Scheiß aufs Ego, dem Kleinen muss es gut gehen“ denke ich schnell und sage, sie sollen einfach machen was gemacht werden muss.

In der nächste Wehe pressen wir also zu zweit – sie von oben, und ich so fest ich nur kann. Am Ende der Wehe meint die Ärztin „Nein, ich quäl Sie damit nicht weiter, das hilft uns nichts.“ Ich merke, wie sie die Saugglocke auspacken, und bekomme angekündigt, dass es nun unangenehm wird. Es tut zwar weh, aber mein Kopf ist ganz wo anders, das komische Gefühl unten lässt sich gut ertragen durch tiefes Atmen. Ich werde sehr gelobt und davon überzeugt, dass sie das allen in dem Moment sagen 😉 Bei der nächsten Wehe ist die Saugglocke dran, und es wird wieder gearbeitet. Ich spüre, dass es jetzt deutlich spannt und bemerke doch deutliche stechende, brennende Schmerzen. Aua. Aber egal, ich will nur noch mein Baby. Von unten höre ich Schmatzgeräusche der Glocke und denke noch „die rutscht aber dauernd ab, oder?“ Sprechen kann ich natürlich nicht mehr. Ich merke auch nicht, dass sich etwas ändert, aber mein Mann sieht, dass sie noch etwas zum „Hebeln“ dazunehmen, das wie ein Spatel aussieht (Zange?) und dann die Saugglocke erneut andocken. Wie gesagt – davon hab ich weder mitbekommen noch gespürt. Das schmerzhafte Brennen und Stechen bleibt noch 3 Wehen, ich soll mir jetzt unter den Kniekehlen durchfassen und mich nach vorne drücken, was ich versuche so gut es geht zu machen. Am Ende der (geschätzten) 3. Wehe bekomme ich gesagt, das Köpfchen sei draußen.

Fortsetzung folgt…

Geburt · Rumpelstilzchen

Geburtsbericht Teil I

Vorab: es wird ein Roman… 😉 Hier ist mal der erste Teil, die anderen muss ich noch mal quer lesen (hab aber grad keine Zeit mehr, der Kleine meldet sich…)

Ich sitze hier, mit meinem genau einen Tag alten Sohn, der nach einer ausgiebigen Fütterung und Besuch von Opa, Oma und Paten völlig erschöpft in seinem Bettchen schläft. Ich werde noch so so vieles über ihn schreiben, aber als ich vorhin erzählen sollte, wie denn die Geburt so war, da merke ich: es beginnt bereits jetzt leicht zu verschwimmen. Daher möchte ich so schnell wie möglich alles festhalten…

Begonnen hat alles eigentlich schon am Wochenende, mit dem Abgang des Schleimpropfs. Aber es heißt ja auch immer, das muss nix bedeuten. Ich hab aber auch schon andere Veränderungen festgestellt, die ich auf Hormonspiegeländerungen geschoben habe: plötzlich Pickel, Schlafschwierigkeiten, und so Kleinkrams wie das dringende Bedürfnis, noch schnell die ausständigen Überweisungen zu tätigen, weil wenns dann losgeht und das Baby daheim ist vergess ich darauf bestimmt. Das war dann am Montag. Ich hatte auch den ganzen Tag schon Durchfall (allerdings auch Belastendes aus meiner Familie erfahren, wusste daher nicht ob das nicht davon mit beeinflusst war). Trotzdem hab ich brav viel Himbeerblättertee getrunken und mich am Montag hauptsächlich von einer Ananas ernährt 😉

In der Nacht vom Montag auf Dienstag war Vollmond. Ich habe also sicherheitshalber die Jalousinen hochgezogen, man weiß ja nicht wofürs gut ist, ne? Ich dachte eh nicht dass es was bringt, war mir aber auch egal, ich wollte ja eh frühestens ein Halloween Baby. Vom Kopf her war ich schon mal gar nicht drauf eingestellt, dass es bald losgehen könnte, mein Bauch hat aber ganz deutlich gesagt: sei dir mal nicht so sicher! Hab ich dann auf Wunschdenken geschoben…

Jedenfalls, nachts um irgendwas zwischen 1.30 und 2.00 merke ich, dass ich aufs Klo muss, und da wohl wieder ganz viel Schleim abzuwischen sein wird. Ich stehe auf, und merke dass es plötzlich wirklich ziiiemlich feucht ist, und denke mir noch: Hallo, das wird doch nicht etwa??? Und taste so an mir runter und merke, wie sogar schon die Hose feucht wird. Ich kneife die Beine zusammen und schlurfe mit Herzrasen aufs Klo, wo nochmal ein wenig mehr daneben geht. Es kommt nicht in großem Schwall, mehr so wie wohl Inkontinenz sein muss. Aber es ist genug, um eindeutig Fruchtwasser zu sein. Ich fange an am ganzen Körper zu zittern, werde auf einmal entsetzlich nervös und bekomme Angst: ach du Scheiße, bin ich schon soweit??? Ich möchte aufstehen und den Mann wecken, aber es kommt immer noch einiges nach und ich muss eine halbe Stunde am Klo sitzen bis ich einigermaßen sicher bin. Ich wecke ihn, und sage ihm dass es wohl ernster wird, er meint erst mal nur verschlafen „was meinst du?“, versteht aber bald, denn ich merke wie ich wieder undicht werde und aufs Klo muss.

5 Minuten später war er dann hellwach. Wir verteilen noch schnell letzte Aufgaben: Essen zusammenpacken, Kaffee kochen (gedacht für Dammschutz), Körperpflegedinge einpacken, und dergleichen. Ich kanns mir auch nicht verkneifen noch schnell zu bloggen und zu twittern, gehe mich noch ordentlich rasieren, und dann beschließen wir, uns noch ins Bett zu legen, da ich keine Wehen habe. Wirklich schlafen konnte ich natürlich nicht, aber ein wenig Erholung hab ich trotz Herzscheppern wohl doch bekommen, hab mit den Katzen gekuschelt und versucht, mich mental drauf einzustellen (haha).

Irgendwann so gegen 6 Uhr stehen wir dann auf: der Mann organisiert die künftige Oma zum Katzenfüttern mittags, und gibt in der Arbeit bescheid, dass es bei uns losgeht (WAS ES GEHT LOS BEI UNS!? +Panik+) und er daher ab nun im Urlaub ist. Und mir wird klar: Wehen hin oder her, unser Sohn kommt egal wie bald zur Welt. Aber die Wehen kamen dann doch, schwach nur, aber sehr häufig. Es waren nur kurze, etwa 30 Sekunden dauernde, aber nach 2, 3 Stunden waren sie im 3 Minuten-Takt, und auch wenn mir klar war, dass DAS noch keine schmerzhaften oder wirksamen Wehen sind, wollte ich bald ins Krankenhaus – ich hatte das Rumgesaue mit Fruchtwasser daheim satt, und mit so häufigen Kontraktionen wollt ich nicht gern im Auto rumgefahren werden. Wir machen uns so gegen 9.30 auf den Weg, kurz darauf sind wir auch schon da und melden uns im Kreißsaal an.

Empfangen werden wir von einer mir relativ unsympathischen Hebamme, die mich nur blöd-milde von oben herab anlächelt, als ich ihr sage dass sich unser Sohn angekündigt hat (He du blöde Nuss ich weiß dass ich keine ansehbaren Wehen habe, aber ich weiß auch, dass ich mit geplatzter Fruchtblase hier im Laufe des Tages richtig bin, Mensch…). Sie bittet uns in ein Untersuchungszimmer und fragt gelangweilt Dinge, erst als sie hört dass ich einen Blasensprung hatte (den sie mir nicht glaubt) zeigt sie sich bereit, gibt mir eine Binde, in der ich Beweismaterial sammeln soll und fesselt mich an ein Folter-CTG. Ich hasse CTGs, und sie mich. Sie haben bei mir wegen meines Übergewichts noch niiie verlässlich gut geschrieben, es ist immer eine Quälerei, und ich liege Stunden daran bis was Auswertbares zustande kommt. Und so auch hier. Es schreibt gelegentlich mal Herztöne, aber nix von mir. Nunja, nicht dass ich eine Wehe gehabt hätte, nicht wahr? Nur 2 kleine, und die sind nicht vermerkt. Ich verliere ein wenig Mut und denke mir: DIE schickt uns bestimmt wieder heim. Als sie zurück ist, hat sie aber beschlossen mich schon mal stationär aufnehmen zu lassen. Ich solle das tun, mein Zimmer beziehen, und wenns WESENTLICH stärkere Wehen gibt wiederkommen, sonst in 2 Stunden. Ein wenig entmutigt bin ich ja, aber was soll man machen.. Wir tun wie uns geheißen.

Auf dem Zimmer kommen dann im Verlauf der nächsten Stunde Wehen, die ich tatsächlich veratmen muss, teilweise hilft sogar leises Mittönen. Ich beschließe (nein, der Freund beschließt dass ich beschlossen habe – ich bin bereits ein wenig schwammig darin, meine Forderungen und Wünsche zu äußern, und bin sehr froh ihn dabei zu haben), nun wieder zum Kreißsaal zu wollen. Dort folgt natürlich wieder ein Folter-CTG, aber diesmal von einer wesentlich freundlicheren Praktikantin, die weder so jung noch ahnungslos wirkt wie der Titel vermuten lässt, und Ruhe und Zuwendung ausstrahlt. Aaahh… Sie fragt, ob ich nach dem CTG ein Entspannungsbad möchte, und ich kann gar nicht energisch genug bejahen. Nach viel zu langem Rumquälen ists endlich geschafft und ich darf ins Badezimmer. An dem Punkt bin ich schon relativ un-entspannt, empfinde die nicht-verzeichneten Wehen als doch gut schmerzhaft und tue mir selbst sehr leid.

Aber kaum berühren meine Füße das warme Wasser, lichtet sich alles. Ich stöhne sofort vor Erleichterung auf, als ich vollständig bedeckt im Warmen liege (war keine Gebärwanne, sondern eine ultra große Badewanne mit Vertiefung da wo man drinsitzt… so ein wundervolles Badegefühl hatte ich noch niemals, die hätte ich gern daheim!!!). Die nächsten 1,5 Stunden sind fast ein Traum. Ich habe Wehen, die im Verlauf auch stärker werden, aber dazwischen bin ich ganz wunderbar gelöst, versöhnt mit der Welt, dem Bauch und der Nervösität und kann entspannen. Irgendwann, als das Wasser kalt ist und heißes nachfüllen nicht angenehm, möchte ich dann doch raus. Ich werde abgetrocknet (im Nachhinein realisiere ich: ich habe mich schrecklich unbeweglich und ungeschickt gefühlt während der Geburt, noch schlimmer als eh schon mit Bauch) und darf mir einen Kreißsaal aussuchen. Ich wähle natürlich den mit Wanne. Ist der größte, auch ein normales Kreißbett ist drin, viele Seile und auch ein Platz am Boden für eine Matte. Ich hab also freie Auswahl. Dort muss ich aber nochmal ein CTG erdulden, aber einen Vorteil hats: die doofe Hebamme war als ich in der Wanne war in Feierabend gegangen, und nachgerückt ist eine, die ich von der Akupunktur kenne und als sehr angenehm empfand. Jackpot! Die guckt sich das eine Zeit lang an, und sagt dann, dass wir da wohl eine Sonde ans Köpfchen legen müssen: so schwammige CTGs können wir nicht brauchen, da müssen später verlässliche Daten her. Mir wird ein wenig grün um die Nase: mein armes Baby! Aber sie sagt, dass es zu seinem Besten sei, es muss gut überwachbar sein, auch wenns da nen Pieks in den Kopf braucht. Sie macht dann auch die erste Untersuchung und stellt fest: wir sind bei 4cm. Na also!

Ich bin relativ guter Dinge, auch wenn die Wehen mittlerweile unangenehm sind. Ich töne sie alle auf ein tiefes Oooohh mit, und bekomme generell Lob für meine Atemtechnik, werde gefragt von welcher Hebamme ich komme. Ein wenig schwillt die Brust, gelle… +lach+ Es ist jetzt irgendwas zwischen 13 und 14 Uhr, genau weiß ichs aber nicht. Die nächsten 2 Stunden sind für mich sehr unangenehm. Ich habe starke Wehen, „ooohh“ reicht mir oft nicht, es wird ein deutlich lauteres „aaaahh“ daraus, und als um 16h wieder nachgeguckt werden soll, bin ich mir sicher, dass wir uns der Übergangsphase nähern, so wies mir grade geht. Und dann kommt der bisherige Tiefstpunkt: wir sind bei 6cm. Ich kann es kaum glauben, mich verlässt gerade blitzartig der Mut. 6cm, und ich leide schon so???? Das heißt, wir sind noch nicht annähernd in der fiesesten Phase, und vom eigentlich Highlight kaum zu sprechen?! Gut, das überlebe ich nicht. Ich sage dem Mann, dass ich vielleicht eine PDA will, und schäme mich. Wieder ist er meine Stütze, und bekräftigt mich: Wem will ich denn was beweisen, und wem was vorspielen? Wenn ich nicht mehr kann, dann ist das so? Ich bin seit über 12 Stunden extrem angespannt, habe nachts so gut wie nichts geschlafen, und wenn ich jetzt meine Grenzen erreicht habe dann ist das eben so. Ich nicke, und beschließe noch eine halbe Stunde zu warten, nachdem er mir schon angeboten hat, gleich der Hebamme bescheid zu geben. Ich bin beruhigt, dass ich ihn habe, denn allein hätte mich der Gedanke und die Entscheidung sehr gequält.

Mittlerweile kommt die Hebammenschülerin, die vorhin schon vorgestellt wurde und immer so mit dabei war, und bietet mir Buscopanzäpfchen an, sie würde hören, dass ich grad ordentlich „zu schaffen“ hätte. Die würden Schmerzen lindern ohne dem Kind zu schaden, und das Gewebe um den Muttermund aufweichen. Ich bin sehr dankbar, denn ich hatte auch vorher schon daran gedacht, aber dann doch nicht gewagt darum zu bitten. Sie fragt auch, ob ich vielleicht nochmal in die Wanne (diesmal Gebärwanne) möchte, wenn ichs vorhin so gut fand im Wasser. Ich bejahe wieder, und so legen wir los. Ich merke allerdings sofort, dass mir die Wanne nicht soo sympathisch ist: ich finde keinen Halt. Die Größe hätte mich nicht gestört, aber die Rundungen, ich rutsche überall weg. Nichts vom angenehmen, entspannten Schwerelos-Gefühl, ich muss mich immer festhalten oder abdrücken (was ich nicht soll, um den Beckenboden nicht zu verkrampfen). Bald kommen zu den heftigen Wehen auch gemeine Rückenschmerzen dazu. Ich habe das Gefühl, ich muss den unteren Rücken wo dagegenpressen (was in der Wanne nicht geht), oder ihn gesamt runder drücken, aber auch das gelingt hier drin nicht. Der Mann will von außen helfen, aber er kommt so nicht an die richtige Stelle, und ich mache sogar noch mehr Hohlkreuz damit. Ich versuche noch im 4-füßler, aber auch das ist kaum auzuhalten. Ich muss lautstark auf „AAAAHHH“ tönen um das ganze durchzustehen, und fürchte mich vor jeder neuen anrollenden Wehe. Ich bin ziemlich verzweifelt, habe das Gefühl schon enormen Druck nach unten zu haben und drücken zu müssen, aber weiß, dass ich noch weit von Derartigem entfernt bin – ich war grade mal eine knappe Stunde in der Wanne, es war kurz vor 17Uhr. Ich rufe die Hebamme(nschülerin), sage dass ich aus der Wanne will – und eine PDA. Sie sagt nur „ist in Ordnung“ (ohne Überredungsversuche, gottseidank), und erklärt mir die Rahmenbedingungen, bis es so weit ist haben wir mit Organisatorischem 30-45min Vorlaufszeit, und dann noch die Zeit bis sie wirkt. Ich nicke, und zweifle aber doch: können wir vorher noch eine Untersuchung machen?

Fortsetzung folgt…